Es steht außer Zweifel, dass Bewegungsmangel ein Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen frühzeitigen Tod ist. Eine neue Studie weist allerdings darauf hin, dass Menschen, die einem entgegengesetzten Lebensstil fröhnen und zu viel joggen, ein ebenso hohes Erkrankungsrisiko aufweisen. Wie immer steckt mehr dahinter, bevor sich ein Fazit ziehen lässt.

Hintergrundinformationen:

Regelmäßige Bewegung schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und wirkt sich günstig auf weitere Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Insulinresistenz und Fettleibigkeit aus. Ebenso wichtig ist Bewegung in der Behandlung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder von Menschen mit erhöhtem Risiko, die zum Beispiel an Bluthochdruck oder stabiler Angina pectoris leiden, bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, an peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder einer Herzinsuffizienz leiden oder sich von einem kardiovaskulären Ereignis erholen.

Trotz der gesundheitlichen Vorteile von Bewegung gab es in der Geschichte mehrere Berichte über Menschen, die durch zu viel Bewegung starben. Der berühmteste Fall ist der des griechischen Laufboten Pheidippides, der 490 v. Chr. von Marathon nach Athen gelaufen sein soll, eine Distanz von rund 42 Kilometer, um die Botschaft vom Sieg der Athener über die Perser zu überbringen. Beim Erreichen der Agora in Athen soll er das Wort „Nike!“ („Sieg“) ausgerufen haben, dann brach er zusammen und starb.

Eine der bekanntesten Studien über die Auswirkungen von Bewegung und Joggen auf die Herzgesundheit ist die Copenhagen City Heart Study. Diese Studie wurde anhand einer Stichprobe von 1.878 Läufern analysiert, die 35 Jahre lang beobachtet und mit 16.827 Nichtläufern verglichen wurden. Dabei zeigte sich bei den Läufern eine um 6,2 Jahre (Männer) respektive 5,6 Jahre (Frauen) höhere Lebenserwartung. Die Analyse zeigte außerdem, dass bis zu 2,5 Stunden Joggen pro Woche bei niedriger oder durchschnittlicher Geschwindigkeit und einer Häufigkeit von bis zu 3 Mal pro Woche mit der niedrigsten Mortalität einhergeht. Bei denjenigen allerdings, die über 4 Stunden pro Woche bei schnellem Tempo und mehr als 3 Mal pro Woche Laufen gingen, schienen sich die lebensverlängernden Vorteile, die bei weniger intensivem Lauftraining beobachtet wurden, wieder aufzuheben. Diese Befunde waren seitens der Forscher nicht völlig unerwartet, da einige andere Studien bereits gezeigt hatten, dass übermäßige Bewegung genauso schlecht für das Herz ist wie zu wenig Bewegung.

Neue Erkenntnisse:

Um das richtige Maß an Bewegung in Form von Joggen zur Lebensverlängerung besser ermitteln zu können, analysierten Forscher einen anderen Datensatz der Copenhagen City Heart Study, bei dem 1.098 gesunde Läufer und 3.950 gesunde Nichtläufer seit 2001 beobachtet wurden. Die Studie hatte das Ziel, den Zusammenhang zwischen Laufen und langfristiger Gesamtsterblichkeit zu ergründen, indem sie sich speziell auf die Faktoren Geschwindigkeit, Quantität und Häufigkeit des Laufens konzentrierte.

Die Läufer wurden in leichte, moderate und intensive Läufer unterteilt. Leichte Läufer wiesen eine niedrige Laufgeschwindigkeit von ca. 8 km/h auf und gingen weniger als 2,5 Stunden pro Woche bei einer Häufigkeit von bis zu 3 Mal pro Woche Joggen. Als moderate Läufer galten solche, die entweder ein niedriges oder durchschnittliches Lauftempo aufwiesen und mindestens 2,5 Stunden pro Woche bei einer Häufigkeit von bis zu 3 Mal pro Woche Joggen gingen, ein schnelles Lauftempo aufwiesen und bis zu 4 Stunden pro Woche mit einer Häufigkeit von bis zu 3 Mal pro Woche Joggen gingen, ein langsames oder durchschnittliches Lauftempo aufwiesen und mehr als 3 Mal pro Woche Joggen gingen, oder ein schnelles Lauftempo aufwiesen und weniger als 2,5 Stunden pro Woche bei einer Häufigkeit von bis zu 3 Mal pro Woche Joggen gingen. Intensive Läufer wiesen ein hohes Lauftempo von mehr als 11,2 km pro Stunde auf und gingen entweder mehr als 4 Stunden pro Woche oder mindestens 2,5 Stunden pro Woche bei einer Häufigkeit von mehr als 3 Mal pro Woche Joggen.

Eine Laufzeit zwischen 1 und 2,4 Stunden brachte die geringste Sterblichkeit gegenüber bewegungsarmen Nichtläufern (71 % Risikoreduktion). Als optimale Trainingshäufigkeit erwiesen sich 2 bis 3 Mal pro Woche (68 % Risikoreduktion) oder weniger als 1 Mal pro Woche (71 % Risikoreduktion). Als optimales Tempo wurden eine langsame (49 % Risikoreduktion) oder durchschnittliche Laufgeschwindigkeit (62 % Risikoreduktion) ermittelt.

Die höchste Verringerung des Mortalitätsrisikos wurde bei leichten Joggern (78 %) festgestellt, gefolgt von moderaten Joggern (34 %). Tatsächlich wurde bei intensiven Läufern eine Sterblichkeitsrate ermittelt, die sich statistisch nicht vom Risiko der Nichtläufergruppe unterschied.

Kommentar:

Als extrem aktiver Mensch, der an den Nutzen von regelmäßiger Bewegung glaubt, scheint mir diese Studie auf den ersten Blick gegen meine eigene Praxis zu sprechen. Doch wie immer steckt bei dieser Art von Studien mehr dahinter. Was wissen wir wirklich über die Rolle, die Bewegung für die Gesundheit spielt? Tatsächlich ziemlich viel, und regelmäßige Bewegung hat einen klaren Nutzen, doch wie diese Studie annehmen lässt, kann übermäßiges Training durchaus gefährlich sein.

In erster Linie wirkt sich eine höhere Trainingsintensität und -dauer förderlich auf das Herz-Kreislauf-System, die Atemorgane, den Körperfettanteil und speziell auf die Fetteinlagerung in der Bauchregion aus, sowie auf Blutzuckerspiegel und Cholesterinspiegel. Intensives Training kann außerdem abhängig von der Intensität die Stimmung, den Schlaf und das Selbstwertgefühl verbessern. Diese Studie ist also nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn es um die Bewertung der Auswirkungen von Bewegung auf die Lebenserwartung geht.

Andere Studien, die sich mit Bewegung befassten, zeigten ebenso diese U-förmige Kurve, der zufolge bei einem Übermaß an Bewegung das gleiche Sterblichkeitsrisiko besteht wie bei zu wenig Bewegung. Im Hinblick auf Joggen wurde gezeigt, dass der gesundheitliche Nutzen sich ins Gegenteil zu verkehren begann, wenn das Laufpensum mehr als 56 Kilometer pro Woche bzw. die Gesamtstrecke beim Walking mehr als 74 km betrug.

Bevor ich die Befunde dieser Studie kommentiere, muss ich zugeben, dass ich kein Läufer bin. Allerdings verbringe ich viel Zeit auf dem Crosstrainer und auf dem Stepper und halte meinen Puls mindestens dreimal pro Woche für etwa 45 Minuten oder bis zu einer Stunde bei 70-80 % der maximalen Herzfrequenz. Gelegentlich gehe ich auch auf das Laufband und laufe 2 oder 3 Kilometer in etwa durchschnittlichem oder schnellem Tempo (10-11 km/h). Bewege ich mich nun vor dem Hintergrund der oben genannten Studie zu viel? Absolut, aber ich mache mir aus mehreren Gründen überhaupt keine Sorgen. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass ich viel Gutes für mein Herz und meinen Körper tue, indem ich Häufigkeit, Dauer und Intensität meines Trainings nach oben treibe.

Das möchte ich Ihnen genauer erkären. Man geht davon aus, dass die schädlichen Auswirkungen von übermäßiger Bewegung auf der Tatsache beruhen, dass Training Entzündungen und oxidative Schäden fördert. Richtig, dies sind ebenjene Faktoren, die auch zur Arterienverkalkung (Arteriosklerose) führen können. Ein geringes Maß an Bewegung jedoch regt den Körper an, entzündungshemmende und antioxidative Substanzen zu produzieren. Das ist gut, aber ein Übermaß kann Herz und Blutgefäße dahingehend schaden, dass es schneller zur Entstehung von Herzerkrankungen und Arterienverkalkung kommt. Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich die Schwelle dessen, was als übermäßiges Training bezeichnet wird, erreiche. Denn mit meinem Lebensstil, meiner Ernährung und mit Nahrungsergänzungsmitteln wirke ich der Arteriosklerose entgegen. Im Prinzip überflute ich meinen Körper mit schützenden Faktoren: Viel Schlaf; viel Entspannung durch Meditation und Gebete; Verzehr von Nahrungsmitteln, die das Herz gesund halten, darunter farbenfrohes Obst und Gemüse, Nüsse und Samen, Kakao-Polyphenole und gesunde Öle wie Ölivenöl; und ich nehme in hohen Dosen schützende Präparate wie Fischöl, Theracurmin, zahlreiche flavonoidreiche Extrakte und vieles mehr ein.

Quelle:

  1. Schnohr P, O’Keefe JH, Marott JL, Lange P, Jensen GB. Dose of jogging and long-term mortality: the Copenhagen City Heart Study. J Am Coll Cardiol. 2015 Feb 10;65(5):411-9.