Die Süßholzwurzel, auch bekannt als Gan Cao oder Radix glycyrrhizae, wird aus der chinesischen Süßholzpflanze Glycyrrhiza uralensis gewonnen. Sie ist eine der in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) am häufigsten verwendeten Heilpflanzen. Die Süßholzwurzel wird in der Küche traditionell zur Förderung der Verdauung verwendet und bietet eine Reihe von gesundheitsfördernden Eigenschaften. In der TCM stärkt die Süßholzwurzel die Milz und kühlt den Körper.

Die Süßholzwurzel ist als getrocknete Wurzel, geschält oder ungeschält, meist in roher oder pulverisierter Form erhältlich. Im Gegensatz zu den meisten Heilpflanzen ist die therapeutische Wirkung der Süßholzwurzel von der Art ihrer Zubereitung abhängig. 

Die beiden beliebtesten Zubereitungsmethoden sind das Rösten von in Scheiben geschnittener Süßholzwurzel mit Kleie, bis sie sich dunkel färbt, und das Aufgießen der Süßholzwurzel mit kochendem Wasser und Honig, um einen Tee zuzubereiten. Bei Zubereitung eines Tees ist die Süßholzwurzel besser in der Lage, das Verdauungssystem zu stärken, das Qi im Körper anzuregen und mit anderen Kräutern zu harmonisieren.

Wahrscheinlich kennen Sie die Süßholzwurzel auch in Form von süßer Lakritze. Eine therapeutische Wirkung hat die Süßigkeit jedoch nicht. Lakritze enthält nicht einmal Süßholz – der Geschmack kommt vom Anisöl!

Gesundheitsfördernde Wirkungen der Süßholzwurzel in der Traditionellen Chinesischen Medizin

In der TCM hat die Süßholzwurzel eine ausgleichende und harmonisierende Wirkung. Sie ist als „Botenarznei“ bekannt, da sie in Kombination mit anderen Heilpflanzen dazu beiträgt, deren harte Wirkungen abzuschwächen, so dass der Körper sie besser aufnehmen, verarbeiten und nutzen kann. Aus diesem Grund wird sie als „altersweiser Staatsmann“ oder Guo Lao angesehen. 

Die Süßholzwurzel hat einen charakteristischen süßen Geschmack. Ihr chinesischer Name, Gan Cao, bedeutet übersetzt „süßes Kraut“. Dieser süße Geschmack gilt als stärkend, harmonisierend und befeuchtend und hilft, das Qi zur Milz zu leiten. Aufgrund ihrer Süße gilt die Süßholzwurzel als nahrhaft, sanft und sicher für fast alle Menschen.

In der TCM stellt die Milz das Organ dar, das Nahrung und Lebensereignisse verdaut. Sie ist ein in der Natur verwurzeltes Erdelement, das die Verdauung, die Ernährung und die Verteilung der Nährstoffe im Körper unterstützt. 

Therapeutische Wirkungen: Stärkung der Milz, Linderung von Husten, Befeuchtung der Lunge

Die Hauptwirkungen der Süßholzwurzel sind die Anregung des Qi und die Stärkung der Milz. Sie kann sowohl produktiven als auch trockenen Husten lindern und die Lunge befeuchten. 

Laut einer Studie der Tianjin University of TCM aus dem Jahr 2013 ist die Süßholzwurzel die am häufigsten verwendete Heilpflanze. Sie ist eine Botenarznei für die meisten Heilkräuter und gilt als Ausgleichsmittel für deren Harmonisierung in TCM-Kräuterrezepturen. 

Die Art und Weise, wie die Süßholzwurzel zubereitet wird, bestimmt ihre therapeutische Wirkung auf den Körper:

  • Roh zubereitet stärkt die Süßholzwurzel die Milz, leitet Feuer aus und neutralisiert Giftstoffe. Die Wurzelspitzen können Schmerzen in der Harnröhre und Harnwegsinfektionen lindern. 
  • Wenn die Süßholzwurzel gekocht wird, kann sie dazu beitragen, die Milz, den Magen und das Verdauungssystem zu stärken, indem sie das Qi anregt. Sie kann bei der Linderung von Durchfall, Husten, Kurzatmigkeit und Energiemangel helfen und gleichzeitig die Milz stärken. 

In Kombination mit der Heilpflanze Paeoniae radix alba (Bai Shao) kann die Süßholzwurzel auch Muskelkrämpfe im Bauch- und Beinbereich lindern sowie die Schmerzen lindern. 

In der westlichen Medizin untersuchte gesundheitsfördernde Wirkungen

Die Süßholzwurzel enthält über 170 verschiedene chemische Verbindungen. Die Verbindungen, die zur medizinischen Wirkung der Süßholzwurzel beitragen, lassen sich in vier Kategorien einteilen:

  • Cumarine: pharmakologische Wirkstoffe mit einer Vielzahl von physiologischen Wirkungen auf den Körper, darunter antioxidative, entzündungshemmende, antibakterielle, gerinnungshemmende und chemopräventive Wirkungen  
  • Triterpenoide: Verbindungen mit antidiabetischen Eigenschaften, die dazu beitragen können, die Entwicklung einer Insulinresistenz zu verhindern 
  • Flavonoide: starke Antioxidantien, die Ihre Zellen vor oxidativen Schäden schützen 
  • Stilbenoide: Verbindungen, die entzündungshemmende, neuroprotektive, chemopräventive und herzschützende Eigenschaften haben können 

Forscher haben das Antioxidans Glycyrrhizin als Hauptwirkstoff in der Süßholzwurzel identifiziert. Studien deuten darauf hin, dass Glycyrrhizin zum Schutz vor dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) beitragen kann. 

Eine kleine Studie aus dem Jahr 2003 untersuchte die Wirkung von Glycyrrhizin bei 37 Personen, bei denen ein Akutes Respiratorisches Syndrom diagnostiziert wurde. Bei den Teilnehmern, die Glycyrrhizin einnahmen, verbesserten sich Symptome wie trockener Husten, Beschwerden in der Brust und Dyspnoe. Auch ihre Aminotransferasenwerte gingen zurück, und ihre Krankenhausaufenthalte waren kürzer. 

Die Autoren der Studie vermuten, dass Glycyrrhizin auch bei der Behandlung des Akuten Respiratorischen Syndroms helfen könnte, da diese Viren mehrere wichtige Gemeinsamkeiten aufweisen. 

Es handelte sich jedoch um eine kleine Beobachtungsstudie. Es müssen mehr gut konzipierte Studien durchgeführt werden, um herauszufinden, ob Glycyrrhizin oder Süßholzwurzel zu einer schnelleren Erholung vom Akuten Respiratorischen Syndrom beitragen könnten. 

Tierstudien deuten darauf hin, dass Süßholzwurzel als antivirales Mittel gegen Hepatitis C wirken kann. In einer Studie wurde bei Mäusen, die mit Süßholzwurzel gefüttert wurden, eine 50 %ige Reduzierung des Hepatitis-C-Virus festgestellt. 

Hellere und gesünder aussehende Haut

Die Süßholzwurzel kann sich auf positiv auf die Haut auswirken. Sie enthält das Isoflavon Glabridin, einen entzündungshemmenden und hautaufhellenden Inhaltsstoff, der durch UV-Strahlen verursachte Schäden durch freie Radikale umkehren kann. Bei topischer Anwendung kann Gladbridin helfen, dunkle Flecken und Hyperpigmentierung zu verringern. Manche halten es für eine bei Schwangerschaft unbedenkliche Alternative zu Retinol. 

Glycyrrhizin, der Wirkstoff in der Süßholzwurzel, kann auch zur Behandlung von Hautproblemen wie Schuppenflechte, Rosazea und atopischer Dermatitis beitragen. 

Weitere gesundheitsfördernde Wirkungen der Süßholzwurzel

Vorläufige Studien weisen darauf hin, dass die Süßholzwurzel zudem die folgenden gesundheitsfördernden Eigenschaften bieten kann:

  • Linderung von Wechseljahrsbeschwerden: Die Süßholzwurzel enthält Phytoöstrogene, die wechseljahrebedingte Symptome lindern können. In einer Studie aus dem Jahr 2012 nahmen 90 Frauen mit Hitzewallungen acht Wochen lang 330 mg Süßholzwurzel oder ein Placebo ein. Die Teilnehmerinnen, die die Süßholzwurzel einnahmen, hatten deutlich weniger und weniger starke Hitzewallungen als jene, die das Placebo einnahmen. Zwei Wochen nach Ende der Behandlung mit Süßholzwurzel kehrten die Symptome zurück. 
  • Linderung von Magengeschwüren: In einer Studie konnte die Einnahme von Süßholzwurzel in Kombination mit der Standardbehandlung das Bakterium Helicobacter pylori, das für Magengeschwüre verantwortlich ist, um mehr als 20 % eliminieren, im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung. 

Toxizität

Die Süßholzwurzel gilt im Allgemeinen als sicher, wenn sie unter ärztlicher Aufsicht verwendet wird. Bei langfristiger Einnahme von Süßholzwurzel können schwere Symptome wie Salzretention, Bluthochdruck, Krämpfe, Taubheit, Schwindel und Kopfschmerzen auftreten. 

Personen mit Ödemen, kongestiver Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, Kaliummangel oder einer Süßholzallergie sollten die Einnahme von Süßholzwurzel vermeiden. Schwangere Frauen sollten Süßholzwurzel nur unter Aufsicht eines Arztes einnehmen. 

Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneipflanzen sollten Sie vor der Einnahme von Süßholzwurzel Ihren Arzt konsultieren, um sicherzustellen, dass Sie die richtige Dosis einnehmen und keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten, die Sie einnehmen.

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Süßholzwurzel kann mit verschiedenen Medikamenten in Wechselwirkung treten, indem sie die Wirksamkeit des Medikaments herabsetzt oder die Nebenwirkungen verschlimmert. Dazu zählen: 

  • Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen wie Lanoxin (Digoxin) 
  • Blutdrucksenkende Mittel wie Cozaar (Losartan) 
  • Blutverdünner wie Coumadin (Warfarin) 
  • Östrogenhaltige Verhütungsmittel 
  • Celebrex (Celecoxib) und Voltaren (Diclofenac) 
  • Cholesterinsenker wie Lescol (Fluvastatin) 
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) wie Advil (Ibuprofen) 
  • Diuretika wie Lasix (Furosemid) 

Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneipflanzen sollten Sie vor der Einnahme von Süßholzwurzel Ihren Arzt konsultieren, um sicherzustellen, dass Sie die richtige Dosis einnehmen und keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten, die Sie einnehmen.

Vorsicht 

Im Jahr 2017 hat die FDA eine Warnung herausgegeben, dass bei Erwachsenen, die mehr als 56 g natürliches schwarzes Süßholz täglich über Wochen hinweg konsumieren, ein Risiko für Herzrhythmusstörungen und andere schwerwiegende Nebenwirkungen besteht. Verwenden Sie Süßholzwurzel stets unter ärztlicher Aufsicht, um sicher zu sein, dass Sie die für Sie geeignete Dosis einnehmen.

Zusammenfassung

Die Süßholzwurzel ist seit Tausenden von Jahren die am häufigsten verwendete Heilpflanze in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Zu ihren potenziellen gesundheitsfördernden Eigenschaften zählen die Unterstützung der Genesung von Atemwegsinfektionen, der Schutz vor Magengeschwüren und eine hellere, gesündere Haut.

Da Süßholzwurzel mit bestimmten Medikamenten in Wechselwirkung treten und in hohen Dosen zu ernsten gesundheitlichen Beschwerden führen kann, sollte sie stets unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. 

Quellenangaben:

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