Was ist Pektin?

Pektin ist ein löslicher Nahrungsfaserstoff, der in fast allen Pflanzen vorkommt, weil er die Pflanzenzellwand strukturell unterstützt. In der Außenhaut und Schale von Obst und Gemüse sorgt es für zementartige Festigkeit und ist in hoher Konzentration vorhanden. Zum Beispiel enthält die Schale einer Orange 30 % Pektin, die Schale eines Apfels 15 % und die Schale einer Zwiebel 12 %. Pektin ist auch im Fruchtfleisch von Obst und Gemüse enthalten.

Chemisch gesehen ist Pektin ein komplexes Polysaccharid, das aus Einheiten von Einfachzuckern und Zuckersäuren besteht. Die gelierenden Eigenschaften von Pektin sind jedem bekannt, der schon einmal Gelee oder Marmelade hergestellt hat. Diese nämlichen gelierenden Eigenschaften sind für einige der gesundheitlichen Vorteile von Pektin verantwortlich, insbesondere für die Verbesserung der Darmgesundheit, der Blutzuckerkontrolle und des Cholesterinstoffwechsels..1 

‌‌Gibt es verschiedene Arten von Pektin?

Es gibt zwei Hauptformen von Pektin auf dem Markt: Apfelpektin und modifiziertes Zitruspektin. Beide werden aus dem Fruchtfleisch der Ausgangsfrucht gewonnen. 

Apfelpektin

Apfelpektin ist minimal verarbeitet und hat höhere gelierende Eigenschaften. 

Modifiziertes Zitruspektin

Modifiziertes Zitruspektin (MCP), auch bekannt als fraktioniertes Pektin, wurde so verarbeitet, dass es kürzere Ketten von Polysacchariden enthält, die sich leichter in Wasser auflösen und vom Körper besser absorbiert und verwertet werden können als gewöhnliches, langkettiges Apfelpektin. 

Die einzigartigen Vorteile von modifiziertem Zitruspektin beruhen darauf, dass seine resorbierbaren Verbindungen in der Lage sind, sich an Lektine auf abnormalen Zellen zu binden, die als Galaktine bekannt sind. Diese Bindung verhindert, dass diese abnormalen Zellen verklumpen, im Blut zirkulieren und sich in anderen Körpergeweben ausbreiten.15 

MCP verfügt aufgrund seiner absorbierbaren Verbindungen noch über mehrere andere Vorteile. Vor allem bewirken sie eine signifikante Aktivierung weißer Blutkörperchen, die als zytotoxische T-Zellen und natürliche Killerzellen bekannt sind, und sie üben eine modulierende Wirkung auf die Immunfunktion aus.15 

Die gesundheitlichen Vorteile von Pektin

Positive Wirkungen in Bezug auf Cholesterin und Blutdruck

Pektin verbessert nachweislich den Cholesterinstoffwechsel und unterstützt einen normalen Blutdruck. Insbesondere Apfelpektin kann die Herzgesundheit fördern, indem es den Cholesterinstoffwechsel verbessert.

In der Leber ist das Cholesterin die Ursprungsverbindung der Gallensäuren. Apfelpektin verbessert den Cholesterinspiegel im Blut durch die Bindung an Gallensäuren im Dünndarm. Mit dem Verlust von Gallensäuren im Stuhl wird mehr Cholesterin in Gallensäuren umgewandelt, was zur Verbesserung des Cholesterinspiegels im Blut beitragen kann.2 

Eine detaillierte Analyse von 67 Studien mit 2.990 Erwachsenen zeigte, dass Pektin das LDL-Cholesterin (schlechtes Cholesterin) reduziert, ohne das HDL-Cholesterin (gutes Cholesterin) zu beeinflussen. Insgesamt kann Apfelpektin (5 g pro Tag) als löslicher Ballaststoff das Gesamtcholesterin um 5 bis 16 % senken.3 Modifiziertes Zitruspektin liegt aufgrund seiner weniger stark gelierenden Eigenschaften weit unter diesem Wert.4

Die Senkung des Cholesterinspiegels könnte die Fähigkeit von Apfelpektin erklären, die Gesundheit der Arterien zu verbessern und einen normalen Blutdruck zu unterstützen.5

Gewichtskontrolle und Blutzuckerüberwachung

Apfelpektin verzögert die Magenentleerung. Dies kann dabei helfen, das Sättigungsgefühl zu fördern. Mit anderen Worten: Apfelpektin kann Ihnen helfen, sich satt zu fühlen, was zu einem kontrollierteren Essensverhalten und damit zur Gewichtsabnahme führen kann.6 

Eine Studie, an der 74 männliche und weibliche Angestellte der US-Armee teilnahmen, die über ein normales Gewicht verfügten, über Nacht fasten mussten und dann 448 ml Orangensaft mit Pektin (bzw. in der Kontrollgruppe ohne Pektin) erhielten, ergab, dass bereits eine Dosis von 5 g Apfelpektin das Sättigungsgefühl fördert.7 Die Wirkung hielt bis zu vier Stunden nach der Einnahme von Pektin im Orangensaft an. 

Eine verzögerte Magenentleerung ist auch mit einer verbesserten Blutzuckerkontrolle nach der Mahlzeit verbunden, was sich auch positiv auf die Appetitzügelung auswirkt. Pektin hat auch bei Personen mit schlechter Blutzuckerkontrolle einige Vorteile bei der Senkung des Blutzuckerspiegels nach einer Mahlzeit gezeigt, 8 aber keinen großen Effekt bei Menschen mit guter Blutzuckereinstellung.9

Die Darmgesundheit

Letztendlich ist der größte gesundheitliche Nutzen von Pektin seine Fähigkeit, das intestinale Mikrobiom zu verbessern das genetische Material innerhalb der Mikroben, die wir in unserem Darm beherbergen.10 

Die Mikroorganismen – Bakterien, Viren und Pilze –, die im Darm leben, spielen eine wesentliche Rolle für unsere allgemeine Gesundheit. Apfelpektin fördert als „Präbiotikum“ nachweislich das Wachstum und die Aktivität hilfreicher Bakterien und hemmt gleichzeitig das Wachstum schädlicher Bakterien im Verdauungstrakt, wie Clostridien und Bakteroiden.10,11 

Dieser Effekt macht Apfelpektin potenziell nützlich bei Dysbiose, einer Veränderung in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms, die mit Blähungen, Darmaufblähung und übel riechendem Stuhl einhergeht. 

Zusätzlich zu seiner positiven Wirkung auf das Mikrobiom unterstützt Apfelpektin als gelbildender Ballaststoff die Darmgesundheit und die Regelmäßigkeit. des Stuhlganges. Aufgrund seiner wasserbindenden Wirkung fördert Apfelpektin einen weicheren, gut geformten Stuhl, womit der Mastdarm leichter zu entleeren ist.

Förderung der Ausscheidung von Schwermetallen

Aufgrund seiner gelierenden Eigenschaften und der Fähigkeit, Gallensäuren zu binden, ist  Pektin eine nützliche Entgiftungshilfe. 

Ähnlich wie andere gelierende Ballaststoffe ist Pektin nützlich, um die Ausscheidung von Schwermetallen wie Blei, Quecksilber, Cadmium usw. zu fördern. Für diese Anwendung kann MCP bevorzugt werden, da es in vier klinischen Studien zur Entgiftung von Schwermetallen eingesetzt wurde. 

Die Nahrungsergänzung mit Apfelpektin (MCP) erhöhte bei gesunden Freiwilligen die Ausscheidung von Blei, Arsen und Cadmium über den Urin, ohne dabei Nebenwirkungen oder einen Mangel an essentiellen Spurenelementen zu verursachen.12

 In einer kleinen Studie mit fünf Patienten gab es durchschnittlich eine 74-prozentige Reduktion von Blei oder Quecksilber bei der Verwendung von MCP allein oder mit einer MCP/Alginat-Kombination – und das völlig ohne Nebenwirkungen.13 Die Behandlung mit MCP verringerte auch die Bleiwerte im Blut drastisch und erhöhte zugleich die Bleiwerte im Urin bei Kindern, die mit einer Bleivergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden waren.13

Dosierungsempfehlungen

Die übliche Dosierungsempfehlung für Pektin liegt bei 5 Gramm täglich. 

‌‌‌‌Nebenwirkungen und Sicherheitsaspekte    

Pektin ist extrem sicher und hat bei den empfohlenen Dosierungen keine nennenswerten Nebenwirkungen. Das Hauptaugenmerk bei der Nahrungsergänzung mit einem Ballaststoff sollte jedoch immer darauf liegen, ausreichend Wasser zu trinken. Wenn Sie verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen, dann achten Sie bitte darauf, dass Sie es nicht zusammen mit Pektin einnehmen, falls es durch Ballaststoffe nachteilig in seiner Wirkung beeinflusst wird.

Quellenangaben:

  1. Moslemi M. Reviewing the recent advances in application of pectin for technical and health promotion purposes: From laboratory to market. Carbohydr Polym. 15. Feb. 2021;254:117324.. 
  2. Gunness P, Gidley MJ. Mechanisms underlying the cholesterol-lowering properties of soluble dietary fibre polysaccharides. Food Funct. Nov. 2010;1(2):149-55.
  3. Brown L, Rosner B, Willett WW, Sacks FM. Cholesterol-lowering effects of dietary fiber: a meta-analysis. Am J Clin Nutr. Jan. 1999;69(1):30-42. 
  4. Brouns F, Theuwissen E, Adam A, et al. Cholesterol-lowering properties of different pectin types in mildly hyper-cholesterolemic men and women. Eur J Clin Nutr. Mai 2012;66(5):591-9.
  5. Khan K, Jovanovski E, Ho HVT, Marques ACR, Zurbau A, Mejia SB, Sievenpiper JL, Vuksan V. The effect of viscous soluble fiber on blood pressure: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Nutr Metab Cardiovasc Dis.Jan. 2018;28(1):3-13.
  6. Di Lorenzo C, Williams CM, Hajnal F, Valenzuela JE. Pectin delays gastric emptying and increases satiety in obese subjects. Gastroenterology. Nov. 1988;95(5):1211-5.
  7. Tiwary CM, Ward JA, Jackson BA. Effect of pectin on satiety in healthy US Army adults. J Am Coll Nutr. Okt. 1997;16(5):423-8.
  8. Schwartz SE, Levine RA, Weinstock RS, Petokas S, Mills CA, Thomas FD. Sustained pectin ingestion: effect on gastric emptying and glucose tolerance in non-insulin-dependent diabetic patients. Am J Clin Nutr .Dez. 1988;48(6):1413-7. 
  9. Sanaka M, Yamamoto T, Anjiki H, Nagasawa K, Kuyama Y. Effects of agar and pectin on gastric emptying and post-prandial glycaemic profiles in healthy human volunteers. Clin Exp Pharmacol Physiol. Nov. 2007;34(11):1151-5. 
  10. Koutsos A, Tuohy KM, Lovegrove JA. Apples and cardiovascular health--is the gut microbiota a core consideration? Nutrients. 26. Mai 2015;7(6):3959-98. 
  11. Olano-Martin E, Gibson GR, Rastell RA. Comparison of the in vitro bifidogenic properties of pectins and pectic-oligosaccharides. J Appl Microbiol. 2002;93(3):505-11. 
  12. Eliaz I, Hotchkiss AT, Fishman ML, Rode D. The effect of modified citrus pectin on urinary excretion of toxic elements. Phytother. Res. 2006;20:859–864.
  13. Eliaz I, Weil E, Wilk B. Integrative medicine and the role of modified citrus pectin/alginates in heavy metal chelation and detoxification-five case reports. Komplementmed. 2007;14:358–364.
  14. Zhao ZY, Liang L, Fan X, et al. The role of modified citrus pectin as an effective chelator of lead in children hospitalized with toxic lead levels. Altern. Health Med. 2008;14:34–38. 
  15. Eliaz I, Raz A. Pleiotropic Effects of Modified Citrus Pectin. Nutrients. 2019 Nov 1;11(11):2619. 
  16. Merheb R, Abdel-Massih RM, Karam MC. Immunomodulatory effect of natural and modified Citrus pectin on cytokine levels in the spleen of BALB/c mice. Int. J. Biol. Macromol. 2019;121:1–5.