Was ist Glucosamin?

Glucosamin ist eine natürliche Verbindung, die der Körper aus Glukose (Blutzucker) und einem stickstoffhaltigen Aminmolekül herstellt. Glucosamin regt die Produktion von Glykosaminoglykanen (GAGs) sowie strukturellen Stützmolekülen in Knorpeln, Sehnen und Bändern an.

Ist Glucosamin entzündungshemmend?

In einer bahnbrechenden Studie, die vor über fünfzig Jahren bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführt wurde, hat man festgestellt, dass Menschen mit zunehmendem Alter die Fähigkeit verlieren, ausreichende Mengen an Glucosamin zu produzieren. 

Ohne ausreichend Glucosamin verlieren Knorpel ihre gelartige Beschaffenheit sowie ihre Fähigkeit, als Stoßdämpfer zu wirken. Glykosaminoglykane dienen als strukturelles Gerüst von Knorpeln. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung eines hohen Wassergehalts in den Knorpeln und anderen Gelenkbestandteilen. Ohne ausreichend Glucosamin beginnen die Gelenke zu degenerieren (sie werden abgebaut). Weiterhin wirkt sich Glucosamin auch auf entzündliche Prozesse aus.

Nachdem der Zusammenhang zwischen Glucosamin und der Gelenkgesundheit erkannt wurde, hat eine intensive wissenschaftliche Studie die Gründe und die Bedeutung einer Nahrungsergänzung mit Glucosamin für die Gelenkgesundheit aufgezeigt. Glucosaminpräparate werden von medizinischen Organisationen in vielen Teilen der Welt als primärer Ansatz zur Behandlung von Gelenkproblemen empfohlen.

Wofür ist Glucosamin gut?

Nutzen für die Gelenkgesundheit

Glucosaminsulfat ist die beste Form von Glucosamin und das wichtigste Nahrungsergänzungsmittel zur Förderung der Gelenkgesundheit. Zahlreiche Doppelblindstudien am Menschen haben gezeigt, dass Glukosaminsulfat zu signifikanten Verbesserungen bei Schmerzen sowie von Gelenkfunktionsindizes und Blutmarkern für die Knorpelgesundheit führen kann. Die potenzielle Wirkung macht sich in der Regel nach etwa zwei bis vier Wochen bemerkbar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die gesundheitsfördernden Eigenschaften den Gelenken umso mehr zugutekommen, je länger Glucosaminsulfat eingenommen wird.

Die beiden längsten placebokontrollierten Studien dauerten drei Jahre. Die Ergebnisse dieser Studien zeigten ziemlich überzeugend, dass Glucosaminsulfat das Fortschreiten des Knorpelabbaus, der im Zuge der Alterung oder aufgrund der mechanischen Belastung der Gelenke auftritt, verlangsamen konnte. Die Besserung konnte anhand von Röntgenaufnahmen und der klinischen Werte nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigten überdies, dass die Zahl der vollständigen Gelenkersatzoperationen bei denjenigen, die in diesen Studien Glucosaminsulfat einnahmen, sogar noch fünf Jahre nach Beendigung der Einnahme deutlich verringert war.

Verletzungsprävention und -wiederherstellung

Insbesondere für Sportler, die Gelenkbelastungen ausgesetzt sind, wie etwa Läufer oder Fußball-, Football-, Basketball- oder sonstige Spieler von Sportarten mit hoher Belastung, könnte die vorbeugende Einnahme von Glucosaminsulfat zur Vermeidung eines Knorpelabbaus sinnvoll sein. Dieses Mittel kann auch zur Genesung von leichten akuten Gelenkverstauchungen und -zerrungen beitragen. In einer Doppelblindstudie wurde die schützende Wirkung von Glucosaminsulfat auf den Knorpel bei Fußballspielern aufgezeigt, die drei Monate lang 1.500 oder 3.000 mg pro Tag einnahmen. Diese Wirkung wurde anhand des Anstiegs eines Blutmarkers für die Knorpelsynthese sowie einer verringerten Knorpelabbaurate nachgewiesen.

Nahrungsquellen für Glucosamin

Es gibt keine Lebensmittel, die Glucosamin enthalten. Es ist nur als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Die meisten im Handel erhältlichen Glucosaminquellen werden aus Chitin – dem Außenskelett von Garnelen, Hummern und Krabben – gewonnen. Es ist auch eine vegane Form erhältlich, die durch mikrobielle Fermentation von Mais hergestellt wird.

Formen von Glucosamin: Welche ist die beste?

Glucosaminsulfat (GS)

Glucosaminsulfat (GS) wurde umfassend erforscht, wobei über 300 wissenschaftliche Untersuchungen und 30 Doppelblindstudien seine potenzielle Wirksamkeit belegen. Es ist die bevorzugte Form von Glucosamin und wird weltweit von Millionen Menschen konsumiert. 

GS ist in über 70 Ländern als Mittel zur Verbesserung der Gelenkgesundheit eingetragen und soll bemerkenswerte Eigenschaften gezeigt haben.

Humanstudien, in welchen die Aufnahme und Verteilung von GS untersucht wurde, haben eine beeindruckende Absorptionsrate von bis zu 98 % gezeigt. Sobald das Mittel absorbiert wird, beginnt es angeblich, seine Wirkung insbesondere auf das Gelenkgewebe zu entfalten, sodass die Produktion von Knorpeln, Bändern und Sehnen angeregt wird. Dies unterstreicht seine hohe Bedeutung hinsichtlich der Förderung der Gelenkgesundheit.

Glucosaminhydrochlorid (GHCL)

Da eine der Hauptwirkungen von Glucosaminsulfat (GS) darin besteht, die Herstellung von Glykosaminoglykanen (GAGs) zu fördern, kann ein Mangel an Schwefel zu einer geringeren GAG-Synthese führen, wenn Glucosaminhydrochlorid (GHCL) verwendet wird. 

Daher ist es unwahrscheinlich, dass GHCL allein dieselben hervorragenden klinischen Ergebnisse wie GS zeigt, da dieses entscheidende Element fehlt.

Ergebnisse von Doppelblindstudien haben gezeigt, dass Glucosaminhydrochlorid nicht wirksamer ist als ein Placebo, wenn es um die Förderung der Gelenkgesundheit geht. In einer doppelblinden, placebokontrollierten Humanstudie wurden die Auswirkungen von GHCL auf die Kniegesundheit bei menschlichen Probanden untersucht. Die Probanden erhielten zehn Wochen lang dreimal täglich entweder 500 mg GHCL oder ein Placebo. Die Ergebnisse zeigten, dass der Unterschied zwischen den beiden Gruppen statistisch nicht signifikant war.

In einer der umfangreichsten Studien mit GHCL wurden 1.583 Patienten mit Knieschmerzen und einer schlechten Gelenkfunktion randomisiert und erhielten 24 Wochen lang täglich entweder 1.500 mg GHCL, 1.200 mg Chondroitinsulfat, sowohl GHCL als auch Chondroitinsulfat (in derselben Dosierung wie in den Einzelstudien), 200 mg Celecoxib oder ein Placebo. Die Ergebnisse zeigten, dass bei den Patienten, die zu Beginn der Studie unter mäßigen bis starken Schmerzen litten, die Ansprechrate deutlich höher war, wenn sie sowohl GHCL als auch Chondroitinsulfat einnahmen, als wenn sie nur ein Placebo erhielten (79,2 % gegenüber 54,3 %). Dagegen gab es in den Gruppen, die nur GHCL oder Chondroitinsulfat erhielten, keinen höheren Nutzen im Vergleich zu einem Placebo.

N-Acetylglucosamin (NAG)

N-Acetylglucosamin (NAG) unterscheidet sich von Glucosaminsulfat (GS) dadurch, dass es anstelle eines gebundenen Schwefelmoleküls einen Anteil eines Essigsäuremoleküls enthält. Deshalb werden GS und NAG vom Körper unterschiedlich verarbeitet. Während Glucosamin leicht absorbiert wird, ist dies bei NAG nicht der Fall. Der menschliche Körper kann N-Acetylglucosamin aus mehreren Gründen nur schlecht aufnehmen:

  • NAG wird von Darmbakterien schnell verdaut.
  • Es bindet im Darm an Lektine aus der Nahrung, und dies führt wiederum zu einer Lektin-NAG-Verbindung, die mit dem Stuhl ausgeschieden wird.
  • Ein großer Prozentsatz von NAG wird von Darmzellen verstoffwechselt.

Abgesehen von der Frage der Absorption kann das Gelenkgewebe N-Acetylglucosamin nicht so gut verwerten wie Glucosamin. Diese Absorptions- und Verwertungsprobleme deuten darauf hin, dass NAG höchstwahrscheinlich nicht denselben Nutzen für die Gelenkgesundheit haben wird wie GS. Von Unternehmen, die NAG verkaufen, wird behauptet, NAG sei für die Gelenkgesundheit besser, jedoch stützen wissenschaftliche Daten diese Behauptungen nicht.

Dosierung

Die übliche Tagesdosis von Glucosaminsulfat beträgt 1.500 mg, wobei die Einnahme als Einzeldosis wahrscheinlich zu besseren Ergebnissen führt. Sportler oder Menschen, die ihre Gelenke einer stärkeren Abnutzung aussetzen, müssen die Dosierung möglicherweise auf 3.000 mg erhöhen, um die Knorpelgesundheit zu unterstützen.

Nebenwirkungen und Sicherheit

Glucosaminsulfat weist eine ausgezeichnete Sicherheitsbilanz auf. Es wurde geschlussfolgert, dass die Nebenwirkungen gleich sind wie bei einem Placebo, d. h. es treten selten welche auf und beschränken sich im Allgemeinen auf leichte Magen-Darm-Reizungen.

Glucosamin und Chondroitin 

Es wird oft über die gemeinsame Einnahme von Glucosamin und Chondroitinsulfat gesprochen. Wenn man sich jedoch die umfangreichen klinischen Beweise ansieht, stellt man fest, dass sich Glucosaminsulfat durchgängig als eigenständiges Mittel bewährt hat. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Kombination von Glucosaminhydrochlorid (GHCL) und Chondroitinsulfat (CS) zwar wirksam ist, GS allein jedoch den besten klinischen Nutzen bietet.

Darüber hinaus deuten Untersuchungen darauf hin, dass die Kombination von Glucosaminsulfat mit Chondroitinsulfat keine wesentlich größeren Vorteile bietet als GS allein. Werden Glucosaminsulfat oder Glucosaminsulfat mit Chondroitinsulfat jedoch mit Methylsulfonylmethan (MSM) kombiniert, kann dies zusätzliche positive Wirkungen haben. Ebenso kann die Verwendung von MSM mit GHCL die Eigenschaften von GHCL durch die Bereitstellung von essenziellem Schwefel verbessern.

Schwefel trägt wesentlich zur therapeutischen Wirkung von Glucosaminsulfat bei. Wird dieser Stoff ersetzt, verringert sich wahrscheinlich die Wirksamkeit von Glucosamin als Nahrungsergänzungsmittel. Dieser Nährstoff ist für das Gelenkgewebe lebenswichtig, da er die Bindegewebsmatrix von Knorpeln, Sehnen und Bändern stabilisiert. Darüber hinaus trägt Schwefel zum Schutz vor dem Abbau von Knorpelgewebe bei. Daher ist die Aufrechterhaltung eines ausreichenden Schwefelgehalts in Glykosaminoglykanen (GAGs) von entscheidender Bedeutung, um einer Knorpelschädigung vorzubeugen.

Fazit

Das große Potenzial von Glucosaminsulfat hinsichtlich der Förderung der Gelenkgesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens wurde in umfangreichen Studien nachgewiesen.

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