‌‌‌‌Was sind Omega-3-Fettsäuren?

Omega-3-Fettsäuren sind in Fisch und vielen weiteren gesunden Lebensmitteln enthalten. Außer ihrer Nützlichkeit für Menschen, die unter Arthritis, hohen Triglyceridwerten sowie Bluthochdruck leiden, könnten Omega-3-Fettsäuren auch zur Vorbeugung gegen Herzerkrankungen förderlich sein. 

Omega-3-Fettsäuren bestehen hauptsächlich aus DHA, EPA und ALA

  • Docosahexaensäure (DHA) ist eine Omega-3-Fettsäure, die beim Menschen ein Hauptbestandteil des Gehirns, der Haut und der Augen ist. Obwohl es wichtig ist, wird es nicht als „essenziell“ betrachtet, da es vom Körper selbst hergestellt werden kann, solange Alpha-Linolensäure (ALA) über die Nahrung aufgenommen wird.
  • Eicosapentaensäure (EPA oder Icosapentaensäure) kommt häufig in Fisch- und Krillöl sowie Eiern (vorausgesetzt, die Hühner wurden mit EPA-haltigem Futter gefüttert) vor. 
  • Alpha-Linolensäure (ALA) ist eine Omega-3-Fettsäure,, die in LeinsamenWalnüssen, Sojabohnen sowie Chia- und Hanfsamen enthalten ist. Der Verzehr dieser Lebensmittel ist äußerst wichtig, um die DHA-Herstellung zu ermöglichen. 

‌‌Treten Mängel an Omega-3-Fettsäuren häufig auf?

90 % der amerikanischen Bevölkerung, aber auch viele andere Menschen weltweit, nehmen nicht die von der American Heart Association empfohlene Menge von etwa 100 Gramm Fisch mit niedriger Quecksilberverunreinigung pro Woche zu sich. Eine ausgewogene Ernährung stellt eine gute Möglichkeit dar, sicherzustellen, dass dem Körper ausreichend essenzielle Fettsäuren sowie andere Vitamine und Mineralien zugeführt werden.

‌‌‌‌In welchen Lebensmitteln sind Omega-3-Fettsäuren enthalten?

Fettsäuren kommen in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln vor. Dazu zählen folgende Meerestiere bzw. Meerestierprodukte: Sardellen, Heilbutt, Austern, Kaviar, Makrelen, Kabeljau und Lachs. Wenn Sie jede Woche zwei Portionen Fisch essen, nehmen Sie ungefähr 1.750 mg EPA/DHA zu sich. Fettsäuren sind überdies auch in WalnüssenKürbiskernenChia-Lein- und Hanfsamen sowie in Nussbutter und Sojabohnen enthalten.

‌‌Omega-3-Fettsäuren und Herzerkrankungen – was sagen aktuelle Studien?

Herzerkrankungen führen bei Millionen von Menschen weltweit zum Tod. Mit dem Ziel, Komplikationen aufgrund von Herzerkrankungen zu reduzieren, konzentriert sich die moderne Medizin auf die Verringerung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Diabetes. Omega-3-Fettsäuren könnten bei der Unterstützung der Herzgesundheit ebenfalls eine Rolle spielen.

In einer im Jahr 2013 in den Annals of Internal Medicine veröffentlichten Studie wurden 2.692 US-amerikanische Männer im Alter von 69 bis 79 Jahren untersucht, die bis dahin weder von Herzerkrankungen noch von Herzinsuffizienz oder Schlaganfällen betroffen waren. Im Jahr 1992 hat man den Blutfettsäurespiegel dieser Männer erstmals gemessen. Anschließend wurde ihre Entwicklung bis zum Jahr 2008 nachverfolgt. Die Forscher zeigten, dass die Sterbewahrscheinlichkeit derjenigen Männer, die einen höheren EPA- bzw. DHA-Spiegel aufwiesen, um 17 Prozent bzw. 23 Prozent geringer war. Daraufhin schlussfolgerten sie, dass ein höherer Blutspiegel an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren mit einem geringeren Risiko einherging, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.

In einer Studie aus dem Jahr 2012 wurden Probanden untersucht, die einen Herzinfarkt erlitten hatten. Die Studie ergab, dass diejenigen Probanden, die regelmäßig Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) zu sich nahmen, eine um 45 % geringere Wahrscheinlichkeit hatten, an einem plötzlichen Herztod zu sterben. Außerdem wiesen sie ein um 20 % geringeres Risiko auf, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden. Zudem war ihr allgemeines Todesrisiko um 15 % niedriger. 

Weiterhin wurde in einer Arteriosklerose-Studie aus dem Jahr 2017 gezeigt, dass ein höherer Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Blut den Tod durch Herzkrankheiten, der weltweit häufigsten Todesursache, um 30 Prozent senken kann. Dies allein könnte jedes Jahr Millionen von Menschenleben retten. 

Schließlich wurden in einer in der Fachzeitschrift Mayo Clinic Proceedings veröffentlichten Metaanalyse aus dem Jahr 2021 die Auswirkungen einer Nahrungsergänzung mit EPA und DHA auf die Probanden untersucht. Insgesamt haben die Forscher 40 wissenschaftliche Studien in ihre Analyse einbezogen. An der Studie haben 135.267 Probanden teilgenommen. Dies verleiht der Studie eine hohe Aussagekraft. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nahrungsergänzung mit EPA bzw. DHA mit folgenden gesundheitlichen Auswirkungen verbunden war:

  • Verringerung von koronaren Herzerkrankungen um 10 %
  • Verringerung von nicht tödlichen Herzinfarkten um 13 %
  • Verringerung von tödlichen Herzinfarkten um 35 %
  • Es konnten keine Auswirkungen auf Angina, Schlaganfälle, Herzinsuffizienzen und periphere Arterienerkrankungen beobachtet werden.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Nahrungsergänzung mit EPA und DHA (Omega-3-Fettsäuren) eine wirksame Strategie zur Vorbeugung von Herzerkrankungen darstellt, die leicht in den Alltag integriert werden kann. Überdies behaupteten sie, dass die Schutzwirkung wahrscheinlich proportional zur Steigerung der Dosierung der Omega-3-Fettsäuren zunimmt. 

Omega-3-Fettsäuren und hohe Triglyceridwerte

Hohe Triglyceridwerte bzw. ein erhöhter Spiegel der im Blut zirkulierenden Fette tragen bekanntlich zur Erhöhung des Risikos von Herzerkrankungen bei. Die Triglyceridwerte werden oftmals ermittelt, wenn ein Arzt einen umfassenden Cholesterin-Bluttest anordnet. Bei Patienten mit Insulinresistenz, Prädiabetes oder Diabetes besteht ein erhöhtes Risiko für erhöhte Triglyceridwerte. Auch diejenigen, die übergewichtig sind oder viele verarbeitete Lebensmittel essen, haben vermutlich meist eher einen erhöhten Triglyceridspiegel. Infolgedessen könnte die Senkung des Triglyceridspiegels im Blut entscheidend sein, um die Gesundheit zu erhalten. Zwar können eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung eine große Rolle spielen, jedoch sind Nahrungsergänzungsmittel unter Umständen ebenfalls nützlich. 

So kam eine Studie aus dem Jahr 2016, in welcher der Zusammenhang zwischen Lipiden und der Gesundheit untersucht wurde, zu dem Ergebnis, dass Omega-3-Fettsäuren dazu beitragen könnten, den Triglyceridwert zu senken. Dies konnte ich auch in meiner eigenen Praxis beobachten. Ich empfehle Patienten mit erhöhten Triglyceridwerten häufig Fischölpräparate zur Nahrungsergänzung. In den vergangenen 15 Jahren habe ich damit hervorragende Ergebnisse erzielt. In den meisten Fällen war es den Patienten möglich, auf die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente zu verzichten. Immer mehr Ärzte setzen vermehrt auf Omega-3-haltige Fischöle anstatt auf pharmazeutische Arzneimittel, um die erhöhten Triglyceridwerte ihrer Patienten zu senken.

Eine im Jahr 2017 durchgeführte Metaanalyse verschiedener Arteriosklerose-Studien, an welchen insgesamt 1.378 Probanden teilnahmen, zeigte überdies, dass der Verzehr von fetthaltigem Fisch dazu beitrug, die Triglyceridwerte zu senken und gleichzeitig den HDL-Spiegel (gutes Cholesterin) zu erhöhen. Dabei handelt es sich um zwei wichtige Biomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Zur Senkung des Triglyceridspiegels empfiehlt sich generell die Einnahme von etwa 4.000 mg Fischöl pro Tag. Alternativ dazu könnte auch die Nahrungsergänzung mit Krillöl förderlich sein. 

Omega-3-Fettsäuren und Blutdruck

Bluthochdruck, auch als Hypertonie bezeichnet, ist ein häufig auftretender Zustand, bei dem das Herz aufgrund eines höheren Drucks in den Arterien sowie einer erhöhten Steifheit der Arterien stärker pumpen muss. Hunderte Millionen von Menschen weltweit weisen einen erhöhten Blutruck auf.

Diese Erkrankung geht oftmals symptomlos einher, daher wird sie bei vielen Betroffenen jahrelang nicht diagnostiziert. Aus diesem Grund wurde der Bluthochdruck auch als „leiser Killer“ bezeichnet. Es ist bekannt, dass Bluthochdruck das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen erhöhen kann, insbesondere wenn er nicht behandelt wird. 

Der Blutdruckwert wird für gewöhnlich in Millimetern Quecksilber (mmHg) angegeben und besteht aus zwei Zahlen. Die erste Zahl bezieht sich auf den systolischen, die zweite auf den diastolischen Blutdruck. Der Blutdruck wird im Format „120/80“ (systolisch/diastolisch) angegeben. 

  • Systolischer Blutdruck: Der Druck, den das Herz beim Pumpen auf die Arterien ausübt.
  • Diastolischer Blutdruck: Der Druck, der in den Arterien bei ruhigem Herzschlag herrscht. 

Die meisten Ärzte betrachten einen Blutdruckwert von über 140/90 als erhöht und möglicherweise behandlungsbedürftig.

Was verursacht Bluthochdruck?

Es gibt viele Ursachen für Bluthochdruck – beispielsweise mangelnde körperliche Bewegung, schlechte Ernährung, Übergewicht, Fettleibigkeit, Insulinresistenz, Prädiabetes, Diabetes, Nierenerkrankungen oder möglicherweise sogar genetische Ursachen. Überdies kann sich der Blutdruck auch mit zunehmendem Alter erhöhen. 

Die gute Nachricht ist, dass essenzielle Fettsäuren Hilfe bieten können. Eine im Jahr 2009 im Journal of Hypertension veröffentlichte randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren in einer Dosierung von 4 Gramm (4.000 mg) pro Tag zur Senkung des Blutdrucks beitragen könnten. 

Darüber hinaus belegte eine in derselben Fachzeitschrift veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2014, dass DHA- und EPA-Fettsäuren den systolischen Blutdruck senken konnten. Wenn mehr als 2 Gramm (2.000 mg) pro Tag eingenommen wurden, konnte auch eine Senkung des diastolischen Blutdrucks (die untere Zahl) erzielt werden. Insgesamt wurden in dieser umfassenden Untersuchung 70 randomisierte kontrollierte Studien ausgewertet. Eine im Jahr 2016 im Journal of Nutrition veröffentlichte Studie ergab außerdem, dass der Verzehr von Fischöl in einer Dosierung von nur 700 mg pro Tag dazu beitragen könnte, den Blutdruck erheblich zu senken. 

Im Rahmen einer aktuelleren Studie aus dem Jahr 2018 wurden 2.036 gesunde Probanden im Alter zwischen 25 und 41 Jahren untersucht. Die Forscher schlussfolgerten, dass diejenigen Probanden, die einen höheren Omega-3-Blutspiegel aufwiesen, im Vergleich zu den Probanden mit den niedrigsten Spiegeln einen niedrigeren Blutdruck hatten. Des Weiteren stellten die Forscher die Behauptung auf, dass die Ernährung mit vielen Lebensmitteln, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, eine nützliche Strategie sein könnte, um der Entwicklung von Bluthochdruck entgegenzuwirken. 

Im Gegensatz zu den weiter oben beschriebenen Ergebnissen ergab eine kleine Studie aus dem Jahr 2019, dass über die Nahrung aufgenommene Omega-3-Fettsäuren keinen Einfluss auf den Bluthochdruck hatten. Es gab jedoch keine Hinweise auf irgendwelche nachteiligen Auswirkungen. Ich persönlich konnte in meiner eigenen medizinischen Praxis positive Ergebnisse damit erzielen.

‌‌‌‌Empfehlungen rund um Omega-3-Fettsäuren

Die meisten Menschen, die Fischöl in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen, wählen Dosierungen von 500 bis 4.000 mg pro Tag. Wenn Sie sich für die höhere Dosis entscheiden, können Sie die eine Hälfte morgens und die andere abends einnehmen. Es sind auch vegane Präparate mit EPA-/DHA-Fettsäuren verfügbar. Omega-3-Fettsäuren sind in Form von Kapseln, flüssigen Präparaten sowie Kaubonbons erhältlich. Weiterhin ist es wichtig zu erwähnen, dass Krillöl eine geeignete Alternative für diejenigen darstellen könnte, die keine Fischölpräparate vertragen. 

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