Der Begriff „entgiften“ kann unterschiedliches bedeuten – z. B. die Beseitigung von Suchtmitteln aus dem Körper. In der Präventivmedizin ist damit jedoch meist die Entgiftung über den Stoffwechsel gemeint. Die Stoffwechselentgiftung bezeichnet den wesentlichen und ständigen Prozess der Beseitigung von Chemikalien oder Abfallstoffen aus dem Körper. Unsere Leber, Nieren, Haut und unser Lymphsystem arbeiten hart, um unsere Körper von der Vielzahl von Toxinen zu entgiften, mit denen wir in Berührung kommen.

Wir bleiben gesünder, wenn unser Entgiftungssystem gut funktioniert und unsere Belastung mit Chemikalien geringfügig bleibt. Die bequemen Lebensgewohnheiten in unserer modernen Welt haben die Menge der toxischen Belastungen, denen wir täglich ausgesetzt sind, drastisch erhöht. Glücklicherweise gibt es viele effektive Lebensstilveränderungen sowie Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel, die helfen können, den Körper effektiver und schneller zu entgiften.

‌‌‌‌4 wichtige Gründe dafür, den Entgiftungsprozess zu unterstützen

1. Eine erhöhte Exposition gegenüber Umweltchemikalien

Obwohl alle Lebewesen historisch gesehen so gut wie immer schon einem geringen Maß an Giftstoffen in der Umwelt ausgesetzt waren, hat die chemischen Belastung um uns herum exponentiell zugenommen und gibt Anlass zur Sorge um unsere Gesundheit. Je moderner Ihr Lebensstil ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie mit einer Vielzahl von Toxinen in Kontakt kommen, darunter Pestizide, Herbizide, flüchtige organische Verbindungen, Konservierungsmittel, Flammschutzmittel (in Kleidung und Möbeln), Kunststoffe wie Phthalate und Bisphenol A (BPA), Schwermetalle (wie Quecksilber) und viele andere.

Trotz der wunderbaren Fähigkeit einer schwangeren Mutter, ihr wachsendes Baby mit Nährstoffen versorgen zu können, kann sie ihr Kind nicht vollständig vor der hohen chemischen Belastung schützen, der wir heutzutage ausgesetzt sind. Eine Studie mit schwangeren Frauen zeigte, dass über 280 Umweltchemikalien über die Plazenta zum Fötus gelangen. Dies zeigt, wie groß unsere toxische Belastung ist, noch bevor wir überhaupt auf die Welt kommen, und wie wichtig es ist, regelmäßig zu entgiften.1

2. Die Geschichte spricht für Entgiftungsrituale

Bei einem Blick auf die meisten uralten Kulturen stellen wir fest, dass auch diese bereits regelmäßige Rituale ausübten, die periodische Entgiftungspraktiken umfassten. Hierzu gehörten zum Beispiel die Schwitzhütten der amerikanischen Ureinwohner und das Trinken von Kräuterheilmitteln. „Medizinmänner“ behandelten Krankheiten oft mit verschiedenen Gebräuchen, die Patienten zum Ausscheiden oder Schwitzen brachten. Diese uralten Rituale halfen dabei, den Blut- und Lymphfluss sowie die Verdauung und das Wasserlassen zu verbessern, um Abfallstoffe zu beseitigen und heilen zu können.

3. Ein Zusammenhang mit frühzeitiger Alterung

Die Wissenschaft korreliert die metabolische Toxinbelastung direkt mit erhöhtem oxidativem Stress. Dieser oxidative Stress macht uns anfälliger für vorzeitige Alterung, Entzündungen und chronische Leiden – je mehr Chemikalien sich in unserem System befinden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir schneller Altern und eine chronische Krankheit bekommen.

4. Ein Zusammenhang mit Hormonungleichgewichten bei Kindern

Viele der „modernen“ Toxine, die sich überall in unserem Wasser, unseren Lebensmitteln und Verpackungen befinden, stören nachweislich die Hormonfunktion (Fertilität, Schilddrüsenfunktion). Gängige Chemikalien wie Kunststoffe und Pestizide stellen endokrin wirksame Substanzen (EDCs) dar und verursachen eine erhöhte Prävalenz von hormonellen Ungleichgewichten in unserer Jugend, z. B. eine frühzeitige Pubertät und abnorme Entwicklung der Genitalien.2

‌‌‌‌Die wichtigsten Entgiftungsorgane

Ihre Leber, zusammen mit Ihren Nieren, Ihrer Haut und dem Lymphsystem sind die Hauptorgane, die an der Entgiftung des gesamten Körpers beteiligt sind. Der Entgiftungsprozess umfasst eine ganze Reihe von Ereignissen. Ein toxisches Molekül, das in den Körper gelangt, wird fast immer zur Verarbeitung in die Leber umgeleitet, dem Hauptorgan für die Entgiftung über den Stoffwechsel. Sobald ein Molekül in der Leber verarbeitet wurde, wird es von ihr in den Kreislauf zurückgeführt, damit es über die Nieren entfernt werden kann.

Gleichzeitig scheidet unsere Haut – das größte Entgiftungsorgan – durch Schwitzen durchschnittlich zwei Pfund Giftstoffe pro Tag aus dem Blut aus. Eine faszinierende Tatsache, wenn man bedenkt, wie viele Menschen vor jeglicher Form des Schwitzens zurückschrecken, anstatt den Prozess für eine optimale Gesundheit anzunehmen und wirksam einzusetzen.

Das Lymphsystem, dem wir nur selten Aufmerksamkeit schenken, hat die primäre Funktion, Abfallstoffe aus dem Körper zu entfernen, Nährstoffe an die Zellen zu liefern und einen großen Teil unseres Immunsystems zu beherbergen. Es besteht aus einem umfangreichen System von Lymphbahnen und -knoten, die durch den gesamten Körper verlaufen und Zelltrümmer sammeln.

Wie sie sehen können, sollten wir unserem komplexen Entgiftungssystem also Respekt und Unterstützung entgegenbringen.

‌‌‌‌7 Schritte zur Verringerung von Giftstoffen in Ihrem Körper

1. Verzichten Sie auf eine regelmäßige Einnahme von Drogen oder Medikamenten oder einen übermäßigen Alkoholkonsum

Beruhigungsmittel, Stimulanzien, Nikotin, Alkohol und viele rezeptfreie Schmerzmittel (wie Paracetamol und Ibuprofen) werden über die Leber oder die Niere verstoffwechselt – und bei übermäßigem Gebrauch wird das System, auf das wir uns zum Schutz verlassen, verlangsamt.

2. Trinken Sie mehr Wasser

Über den Tag verteilt eine ausreichende Menge an Wasser zu trinken, unterstützt den Blut- und Lymphfluss sowie unsere Fähigkeit zu schwitzen. Wasser mit einem Schuss Zitrone und einer Prise Meersalz oder hinzugefügten Elektrolyten kann die Entgiftung noch zusätzlich unterstützen. Zitrone und Salz hilft unseren Zellen dabei, das benötigte Wasser zu absorbieren und verwenden.

3. Essen Sie Bio-Produkte von Tieren aus artgerechter Haltung

Bei Produkten von Tieren, die in künstlicher Umgebung gehalten wurden, setzen wir uns synthetischen Hormonen und Antibiotika aus, die die Tiere erhalten haben, sowie den Pestiziden in ihrer Nahrung. All diese Stoffe können nach dem Verzehr von Fleisch und Milchprodukten in unserem Blut nachgewiesen werden.

4. Essen Sie Bio-Lebensmittel

Fünfundsiebzig Prozent der im Handel verkauften Lebensmittel enthalten Rückstände von Glyphosat. Pflanzen werden weiterhin gezielt gentechnisch verändert, um sie gegen dieses Pestizid resistent zu sein. Während dieser Stoff praktischer Weise Insekten tötet, führt er auch zu genmanipulierten, pestizidbelasteten Lebensmitteln. Glyphosat ist bereits in vielen Ländern verboten – jedoch noch nicht in den USA. Eine Belastung mit Glyphosat wurde mit einem erhöhten Krebsrisiko, Unfruchtbarkeit sowie mit neuromuskulären und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht.

5. Entgiften Sie mithilfe von Lebensmitteln

Ziehen Sie den täglichen Verzehr von Kreuzblütler-Gemüsesorten in Erwägung – die, die beim Kochen einen sehr ausgeprägten schwefelartigen Geruch in der Küche abgeben. Dazu gehören Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl, Rosenkohl, Rucola, Pak Choi, Weißkohl und Zwiebeln. Jede von ihnen enthält, wenn sie verdaut wird, sekundäre Verbindungen, die Leberenzyme hochregulieren können, um den Stoffwechsel zu verbessern.3

Manche Menschen meinen vielleicht, sie hätten aufgrund des Geruchs oder der Bitterkeit ein Problem mit dem Verzehr dieser Lebensmittel. Aber je nachdem, wie Sie sie würzen und kochen, schmecken sie am Ende sehr unterschiedlich. Sobald diese farbenprächtigen Pflanzen ihren Schwefelgeruch bereits zu Beginn des Kochens abgeben, werden sie süßer im Geschmack. Durch die Zugabe von Butter aus Weidehaltung, Kräutern und Gewürzen werden sie köstlich.

Haben Sie beispielsweise schon einmal gewürfelten Rosenkohl probiert, der in Avocado-Öl geschwenkt und dann langsam mit Speck, Salz und süßlicher Balsamico-Glasur im Ofen geröstet wurde? Sie sollten dieses Rezept – eine dekadente, bittersüße Party für Ihre Zunge – auf jeden Fall probieren.

Andere Lebensmittel, die nachweislich die Entgiftung über den Stoffwechsel unterstützen können, umfassen Rüben, Knoblauch, Ingwer, Beeren, Bio-Soja und Gewürze wie Cayenne-Pfeffer und Kurkuma.4 Ingwerwurzel  hat den zusätzlichen Nutzen, die Entzündungsreaktion senken sowie die Verdauung fördern zu können, und Cayenne kann zusätzlich den Kreislauf anregen. 

6. Sportliche Betätigung/Schwitzen Sie regelmäßig

Bewegung ist und bleibt eine der effektivsten Maßnahmen, mit der wir unsere Gesundheit fördern können. Die Erhöhung der Herzfrequenz hilft nicht nur dem Blut, Sauerstoff zum Gehirn zu transportieren, sondern ermöglicht auch den Transport von weißen Blutkörperchen, die Infektionen bekämpfen und die Belastung durch Toxine im Körper beseitigen.

Wenn Sie hart genug trainieren, um ins Schwitzen zu kommen, haben Sie zusätzlich noch den Effekt der Entgiftung über die Haut. Bewegung kann Ihnen helfen, geistiges und emotionales Gleichgewicht zu erreichen, Ihr Risiko für Alzheimer zu senken, die Ansammlung von Toxinen in Ihrem Körper zu verringern und Ihre Haut zum Strahlen zu bringen.

Schwitzen führt in erster Linie Giftstoffe durch die Haut aus dem Körper. Wir sollten daher dafür sorgen, täglich ins Schwitzen zu kommen. Gute Möglichkeiten hierfür bieten Saunagänge, Dampfbäder oder auch ein heißes Bad. Stellen Sie vor Saunagängen oder Dampfbädern sicher, dass Sie gesund und wohl hydriert sind und Ihr Arzt oder Heilpraktiker keine Einwände hat, denn intensive Hitze kann auch Stress für den Körper bedeuten, wenn sie nicht ganz gesund sind.

7. Nehmen Sie entgiftende Nahrungsergänzungsmittel

Viele Kräuter und andere Verbindungen in der Natur können dabei helfen, die Entgiftung um das Zehnfache zu steigern, und sind unter Anleitung eines Arztes oder Heilpraktikers sicher zu verwenden.

Präparate zur „Entgiftung“ wirken, indem sie eine oder mehrere der sechs biochemischen Phasen der Entgiftung unterstützen: Acetylierung, Aminosäure-Konjugation, Glucuronidierung, Glutathion-Konjugation, Methylierung und Sulfatierung. Ein paar wichtige Nahrungsergänzungsmittel, die diese Phasen unterstützen können, sind:

  • Mariendistel: kann die Leber unterstützen, indem sie verhindert, dass sich Toxine an den Leberzellen festsetzen
  • Löwenzahnwurzel: kann die Entgiftungsfähigkeit der Leber unterstützen und – als natürliches Diuretikum – den Nieren dabei helfen, Wasser zu filtern
  • Glutathion oder NAC (N-Acetylcystein): kann bei einem Prozess helfen, der Konjugation genannt wird und der Giftstoffe wie Schwermetalle entfernen und oxidativen Stress verringern kann

Mariendistel und Löwenzahn finden Sie in Kapsel- oder Teeform und Glutathion bzw. NAC fast immer in Kapselform, um seinen Geruch, der an gekochte Eier erinnert, etwas einzudämmen. Viele Menschen nehmen diese Entgiftungshilfen nach Empfehlung ihres Arztes oder Heilpraktikers für ein bis sechs Wochen mit einem detaillierten Entgiftungs-Ernährungsplan ein.

Eine solche Entgiftungsroutine kann mehrmals im Jahr wiederholt werden. Lassen Sie sich unbedingt von einem Arzt oder Heilpraktiker anleiten, da schnelle Entgiftungsmaßnahmen schädlich sein oder unnötige Nebenwirkungen (Körperschmerzen, Kopfschmerzen und Müdigkeit) mit sich bringen können.

Im Allgemeinen hilft es, gesunde Essgewohnheiten zu pflegen, zu schwitzen und sich regelmäßig zu bewegen, um Giftstoffe aus dem Körper auszuleiten. Die Entgiftung kann durch eine intensivere Entgiftungsroutine (unter medizinischer Aufsicht) effektiv gefördert werden, z. B. mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln zur Entgiftung, einem reinigend wirkenden Ernährungsplan und regelmäßiger Bewegung.

Quellen:

  1. A Benchmark Investigation of Industrial Chemicals, Pollutants, and Pesticides in Umbilical Cord Blood. Environmental Working Group, July 14, 2005
  2. Fudvoye J, Lopez-Rodriguez D, Franssen D, Parent AS. Endocrine disrupters and possible contribution to pubertal changes. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2019;33(3):101300. doi:10.1016/j.beem.2019.101300
  3. Nho CW, Jeffery E. The synergistic upregulation of phase II detoxification enzymes by glucosinolate breakdown products in cruciferous vegetables. Toxicol Appl Pharmacol. 2001;174(2):146-152. doi:10.1006/taap.2001.9207
  4. Hodges RE, Minich DM. Modulation of Metabolic Detoxification Pathways Using Foods and Food-Derived Components: A Scientific Review with Clinical Application. J Nutr Metab. 2015;2015:760689. doi:10.1155/2015/760689