Möchten Sie etwas unternehmen, um die Grippe abzuwehren, Erkältungen vorzubeugen und andere Infektionen zu vermeiden? Sie haben es vielleicht noch nicht in Betracht gezogen, aber eine Entgiftung könnte eine der besten Möglichkeiten sein, Ihr Immunsystem in Schwung zu bringen. 

Möglicherweise haben Sie schon einmal Prominente gesehen, die von ihrem Abnehmerfolg schwärmten, nachdem sie eine trendige Entgiftungskur durchgeführt haben, und sich gefragt, ob es sich lohnen würde, sich selbst einer zu unterziehen. Eine Entgiftung könnte Ihnen Vorteile bringen, die über eine schlanke Taille oder ein schöneres Hautbild hinausgehen. 

Zwar sind die Auswirkungen auf das körperliche Erscheinungsbild ein willkommener Effekt, jedoch kann eine Entgiftung auch noch weitere Vorteile mit sich bringen wie beispielsweise eine verbesserte Stimmung, mehr Energie, ein gesünderes Verdauungssystem und sogar eine optimalere Immunfunktion. Daher könnte es sich gerade während der Erkältungs- und Grippesaison lohnen, eine Entgiftungskur durchzuführen, wenn Sie nach Möglichkeiten suchen, Ihr Immunsystem zu stärken.

‌‌‌‌Ist eine Entgiftung wirklich notwendig?

Giftstoffe können überall auf uns lauern. Sie können in den Lebensmitteln, die wir essen, in der Luft, die wir einatmen, in den Produkten, die wir auf unsere Haut auftragen, und in den Gegenständen, die wir in den Küchenschränken aufbewahren, vorkommen. BPA, Parabene, Pestizide, Luftverschmutzung – Sie wurden wahrscheinlich schon einmal vor diesen giftigen Chemikalien gewarnt. Wenn aber jeder so vielen Giftstoffen ausgesetzt ist, warum wird dann nicht jeder krank?

Der menschliche Körper verfügt über eigene Systeme zur Identifizierung und Ausleitung von Giftstoffen, die über die Haut, die Atemwege oder den Mund in den Körper gelangen können. Die Haut, Lunge, Leber und Nieren sowie das Lymphsystem tragen zum natürlichen Entgiftungsprozess des Körpers bei. Wird der Körper allerdings mit zu vielen Giftstoffen konfrontiert, kann es vorkommen, dass die körperlichen Entgiftungsorgane überfordert werden. 

Stellen Sie sich das folgendermaßen vor. Sie arbeiten an einem Computer und verwenden mehrere Programme gleichzeitig. Sie geben Daten in eine Tabelle ein, lassen nebenher einen Videoplayer laufen und führen gleichzeitig noch Internetrecherchen mit mehreren geöffneten Browserfenstern durch. Wenn Sie noch mehr Softwareprogramme öffnen möchten, stellen Sie vermutlich irgendwann einmal fest, dass Ihr Computer langsamer auf Ihre Befehle reagiert.

Genauso wie Ihr Computer träge wird, wenn Sie ihn mit mehreren Aufgaben belasten, so wird auch Ihr Körper träge, wenn er dazu gezwungen wird, eine umfassendere Entgiftungsarbeit zu leisten. So gesehen muss Ihr Computer selbst dann gewartet werden, wenn eine Antivirensoftware installiert ist, damit er eine gute Leistung erbringt. Gleichermaßen tut es Ihrem Körper trotz des eigenen Entgiftungssystems gut, zusätzliche Unterstützung zu erhalten, um Höchstleistungen zu erbringen.

‌‌‌‌Woran erkennt man, dass das Entgiftungssystem überlastet ist?

Der Körper vermag es eine Zeit lang, mit vielen eindringenden Giftstoffen umzugehen. Mit der Zeit kann es jedoch zu einer zu großen Belastung werden, wenn das Entgiftungssystem des Körpers wiederholt dem Stress ausgesetzt wird, eine große Ladung von Giftstoffen zu verarbeiten. Nach längerer Überlastung können sich dann die ersten Anzeichen bemerkbar machen. Dazu zählen Kopfschmerzen, Niesen oder allgemeine Müdigkeit. 

Diese Symptome können entweder abwechselnd erscheinen und wieder verschwinden oder länger anhalten. Einige werden eventuell mit der Zeit unübersehbar oder beeinträchtigen sogar den Alltag. Möglicherweise wird man von Nesselsucht, Gelenkschmerzen, Verdauungsproblemen oder sogar psychischen Störungen wie etwa Angstzuständen oder Depressionen geplagt. Da Giftstoffe die Immunfunktion beeinträchtigen können, leidet man unter Umständen häufiger unter Erkältungen.

‌‌‌‌Inwiefern ist eine Entgiftung gut für das Immunsystem?

Entgiftungskuren können jedes Organsystem im Körper dabei unterstützen, auf einem optimalen Niveau zu funktionieren. Dabei wird der Körper von überschüssigen Giftstoffen befreit, die den Stoffwechsel verlangsamen können. Als positiver Nebeneffekt könnten einige Zentimeter von Ihrer Taille verschwinden, jedoch ist der Stoffwechsel für viel mehr als das verantwortlich. Der Stoffwechsel steuert die Energieverwaltung und -regulation, sodass der Körper alle Funktionen ordnungsgemäß ausführen kann. Das Immunsystem kann nicht richtig funktionieren, wenn es diese Energie nicht hat.

Ein wesentlicher Bestandteil jeder Entgiftungskur ist die Förderung des Verdauungssystems. Dabei geht es nicht darum, den Magen-Darm-Trakt vollständig zu reinigen, da es wichtig ist, dass gesunde Bakterien im Darm gedeihen. Vielmehr gilt es zu verhindern, dass Giftstoffe die Verdauung und Absorption der verzehrten Nährstoffe einschränken. Das Immunsystem benötigt diese Nährstoffe, um die körperlichen Funktionen aufrecht zu erhalten und den Körper zu schützen.

Die Hormone spielen bei der Regulierung des Immunsystems ebenfalls eine Rolle. Das Gleichgewicht von Schilddrüse, Cortisol, Östrogen, Testosteron und Progesteron beeinflusst die Immunfunktion. Wenn diese Hormone aus dem Gleichgewicht geraten, können sie die Aktivität des Immunsystems beeinträchtigen. Daher werden Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören können, häufig auch endokrine Disruptoren genannt (da das Hormonsystem auch als endokrines System bezeichnet wird). Die Entgiftung des Körpers zur Beseitigung derartiger Chemikalien kommt dem Immunsystem sehr zugute.

‌‌‌‌Wie macht man eine Entgiftung? Nachfolgend finden Sie 13 einfache Tipps

Es gibt so viele Ratschläge dazu, wie man eine Entgiftung durchführt. Saftreinigung, Kaffee-Einläufe, Grapefruit-Diät, The Master Cleanse – alle diese Methoden scheinen ziemlich intensiv zu sein. Ist es wirklich notwendig, so extrem vorzugehen?

Da der Körper von Natur aus die Fähigkeit besitzt, Giftstoffe auszuleiten, können Sie Ihre Immungesundheit stärken, ohne gleich auf extreme Entgiftungsmethoden zurückzugreifen. Oftmals sind nur ein paar Lebensstiländerungen erforderlich, um die Giftstoffbelastung zu verringern, sodass der Körper sich weniger anstrengen muss. Die folgenden Maßnahmen könnten ein guter Einstieg sein:

  1. Werden Sie körperlich aktiv. Wenn Sie so lange trainieren, bis Sie schwitzen, kann Ihr Körper Giftstoffe über den Schweiß ausleiten. Zusätzlich regt körperliche Bewegung die Durchblutung des Lymphsystems an. Das Lymphsystem transportiert nicht nur Giftstoffe und Abfälle zu den Ausleitungsorganen des Körpers, sondern produziert und befördert auch Immunzellen, um Infektionen sowie andere Krankheiten zu bekämpfen. Während das Blut dank der Pumptätigkeit des Herzens durch den Körper vorangetrieben wird, besitzt die Lymphe keine derartige Pumpe und ist daher auf die Bewegung des Körpers angewiesen.
  2. Ernähren Sie sich mit naturbelassenen Lebensmitteln. Wählen Sie daher möglichst Bio-Produkte. Bevorzugen Sie den Verzehr von Vollwertkost. Vermeiden Sie entzündungsfördernde Lebensmittel wie etwa Produkte, die stark verarbeitet sind oder raffinierten Zucker bzw. künstliche Inhaltsstoffe enthalten.
  3. Verzehren Sie Antioxidantien. Vitamin AC und E sowie Selen sind gute Beispiele dafür. Antioxidantien kommen in zahlreichen Lebensmitteln vor wie etwa in Nüssen, Beeren, KakaoBohnen und Spinat. Grüner Tee weist ebenfalls einen hohen Gehalt an Antioxidantien auf. Seien Sie jedoch vorsichtig, wenn Sie eine Koffeinempfindlichkeit haben. Sollten Sie unter einer Krankheit leiden, ist es ratsam, Ihren Arzt zu konsultieren, bevor Sie grünen Tee trinken.
  4. Fangen Sie an, Präbiotika zu verzehren. Präbiotika sind natürlich vorkommende Nahrungsbestandteile, die der Körper nicht verdauen kann. Die freundlichen Bakterien im Darm ernähren sich jedoch von Präbiotika. Eine präbiotikareiche Ernährung trägt also zur Erhaltung der Verdauungsgesundheit bei und unterstützt das im Magen-Darm-Trakt befindliche Entgiftungssystem. Präbiotika kommen in Lebensmitteln wie beispielsweise Haferflocken, Zwiebeln, rohem Knoblauch, Artischocken, Bananen, Spargel und Tomaten vor.
  5. Wählen Sie stets Bio-Produkte, wenn das jeweilige Lebensmittel zu den 12 pestizidhaltigsten Produkten (Dirty Dozen) zählt. Besuchen Sie die Website der Environmental Working Group (EWG) und sehen Sie sich die aktuelle Dirty-Dozen-Liste an. Die EWG aktualisiert diese Liste jedes Jahr und bewertet die Pestizidkontamination von 48 beliebten Obst- und Gemüsesorten. 
  6. Trinken Sie ausreichend Wasser. Wasser trinken ist mehr als nur den Durst stillen. Wasser unterstützt die Verdauung sowie die Nährstoffaufnahme und hilft bei der Ausleitung von Abfallprodukten. Als allgemeine Empfehlung gilt es, zwischen 30 und 40 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht zu trinken. Diese Zahl stellt jedoch nur einen orientativen Wert dar, da die Anforderungen Ihres Körpers je nach Klima, Krankheit, körperlicher Aktivität und einer eventuellen Schwangerschaft variieren.
  7. Begrenzen Sie den Alkoholkonsum. Wenn Sie zu viel Alkohol trinken, kann dies die Leberfunktion beeinträchtigen. Die Leber ist eines der wichtigsten Organe des Entgiftungssystems unseres Körpers. Gemäß den Ernährungsrichtlinien für Amerikaner wird unter einem moderaten Alkoholkonsum ein Getränk pro Tag im Fall von Frauen und zwei Getränken pro Tag im Fall von Männern verstanden. Als Standardgetränk werden 350 ml normales Bier, 150 ml Wein oder 44 ml Schnaps definiert. Je weniger Alkohol Sie trinken, desto besser ist es natürlich für Ihre Leber und das Entgiftungssystem Ihres Körpers.
  8. Sorgen Sie für einen erholsamen Schlaf. Wenn Sie gut schlafen, kann Ihr Körper Giftstoffe, die sich im Laufe des Tages ansammeln, besser beseitigen. Die National Sleep Foundation rät gesunden Erwachsenen, sieben bis neun Stunden pro Nacht zu schlafen. Idealerweise sollte dieser in dem Zeitraum stattfinden, in dem es dunkel ist. Überdies ist es wichtig, zu regelmäßigen Zeiten schlafen zu gehen. Der erholsamste Schlaf findet in den ersten Stunden nach dem Einschlafen statt. Wenn Ihre Schlafenszeiten zu stark variieren, fällt es Ihrem Körper schwer, sich entsprechend einzustellen, wodurch Ihr Schlaf weniger erholsam ist. 
  9. Bewältigen Sie den Stress. Wie bereits erwähnt, spielt der Hormonhaushalt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung und für die Immungesundheit. Wenn der Spiegel des Stresshormons Cortisol zu lange erhöht bleibt, kann das Gleichgewicht gestört werden. Probieren Sie Techniken zur Stressbewältigung wie Yoga, Meditation oder Atemübungen aus. 
  10. Tauschen Sie Ihre herkömmlichen Reinigungsmittel und Körperpflegeprodukte gegen natürliche aus. Sie können Ihren potenziellen Kontakt mit giftigen Chemikalien reduzieren, indem Sie natürliche Reinigungsmittel wählen wie beispielsweise Essig und Natron. Lesen Sie die Angaben auf den Etiketten der Produkte, die Sie zu Hause verwenden, und entscheiden Sie sich beim nächsten Einkauf für Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen, falls ihre bisherigen zu viele Chemikalien enthalten. 
  11. Sehen Sie nach, ob Ihre persönlichen Hygieneprodukte schädliche Chemikalien enthalten. Meiden Sie die folgenden potenziellen Giftstoffe, die häufig in Produkten vorkommen: Parabene, Phthalate, Polyethylenglykol und Propylenglykol. Verwenden Sie als Deo am besten ein aluminiumfreies Produkt.
  12. Vermeiden Sie Plastikbehälter und Antihaftbeschichtungen. BPA (Bisphenol A) und PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind endokrine Disruptoren, die häufig in Haushaltsprodukten vorkommen. 
  13. Verwenden Sie Wasserflaschen und Behälter zur Aufbewahrung von Lebensmitteln aus Glas oder Edelstahl. Plastikfolien könnten Sie durch Bienenwachs oder Pergamentpapier ersetzen. Kaufen Sie keine Konserven, da diese häufig mit BPA oder BPA-Ersatzstoffen ausgekleidet sind. Es gibt jedoch einige Marken, die kein BPA (oder BPA-Ersatzstoffe) für die Auskleidung ihrer Dosen verwenden. Stellen Sie Plastikbehälter nicht in den Gefrierschrank, den Geschirrspüler oder die Mikrowelle, da bei heißen und kalten Temperaturen mehr Chemikalien freigesetzt werden können. Verwenden Sie anstelle von Antihaftpfannen lieber Pfannen aus Edelstahl oder Gusseisen.

Quellenangaben:

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