Vielleicht ist bei Ihnen ein Pickel aufgetaucht oder Sie mussten sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen, möglicherweise haben Sie sich das Knie aufgeschürft. Und nun haben Sie eine Narbe – eine unschöne Erinnerung an diese Hautverletzung – und wünschen sich, sie schnell wieder loszuwerden. 

Sehen wir uns zunächst an, wie sich eine Narbe entwickelt. So ist es einfacher zu verstehen, wie man die Ausprägung von Narben verringern kann.

Wie bildet sich eine Narbe?

Wenn die Haut geschädigt ist, durchläuft der Körper vier Hauptphasen der Wundheilung:

  1. Als Hämostase wird die Bildung eines Blutgerinnsels bezeichnet, dessen Aufgabe es ist, den Blutfluss zu stoppen.
  2. Eine Entzündung tritt auf, wenn der Körper an der betroffenen Stelle chemische Signale erzeugt und sich die Blutgefäße in diesem Bereich erweitern. Dies ermöglicht es, dass Nährstoffe und Entzündungszellen an die verletzte Stelle befördert werden, um die Wunde zu reparieren.
  3. Die Proliferation ist durch Fibroblasten gekennzeichnet, die an die Wundstelle kommen und Kollagen absondern. Dabei handelt es sich um Proteine, die dem sich entwickelnden Narbengewebe (ursprünglich als Granulationsgewebe bezeichnet) Struktur verleihen. Die Kollagenansammlung erreicht typischerweise etwa drei Wochen nach der Wundheilung ihren Höhepunkt. Während der Proliferationsphase bilden sich neue Blutgefäße, um die geschädigten Gefäße zu ersetzen. Dieser Vorgang wird als Angiogenese bezeichnet.
  4. Die Phase der Ausbesserung (oder Reifung) ist dabei die letzte. Das Granulationsgewebe verwandelt sich in diesem Zeitraum in eine Narbe. Es treten Veränderungen im Wundbereich auf, die es den Kollagenfasern ermöglichen, enger beieinander zu liegen. Dies sorgt schließlich für eine Verringerung der Narbendicke. Die Narbendicke erreicht ihren Höhepunkt am Ende dieser etwa sechs Monate dauernden Kollagenorganisation. Wenn zu wenig Kollagen vorhanden ist, kann der Umbauvorgang zu einer konkaven oder unebenen Narbenform führen. Wenn zu viel Kollagen vorhanden ist, sieht die Narbe eher schwulstig aus. Bis zur vollständigen Narbenentwicklung können ein bis zwei Jahre vergehen. Dieses Stadium erkennt man daran, dass das Narbengewebe keine oder kaum noch eine Rötung aufweist.

Welche Narbenarten gibt es?

  • Flache Narben: Die meisten Narben fallen in diese Kategorie. Am Anfang ihrer Bildung sind diese Narben oft schwulstig und weisen eine rosarote bis rötliche Farbe auf. Während des Heilungsprozesses werden sie flacher und wechseln ihre Farbe. Viele flache Narben nehmen schließlich die Farbe der umliegenden Haut an. Bei optimaler Narbenbildung entwickelt sich eine flache Narbe zu einer feinen Linie weiter. Dies kann nach einer Operation oder einem kleinen Schnitt der Fall sein, wenn eine gerade Wunde mit sauberen Kanten vorliegt, die frei von Infektionen ist. Feinlinige Narben sind normalerweise nicht schmerzhaft, können aber einige Monate lang jucken.
  • Wulstnarben (Keloide): Diese Narbenart sieht wie eine Ansammlung von schwulstigem Gewebe an der Hautoberfläche aus. Sie erstreckt sich in der Regel über den Rand der ursprünglichen Wunde hinaus und kann auch nach Abheilung der Wunde weiter wachsen. Wenn sich eine Wulstnarbe über einem Gelenk wie etwa dem Knie oder Ellbogen bildet, kann dies die Bewegungsfähigkeit einschränken. Manche Wulstnarben verursachen Schmerzen, einen Juckreiz oder ein Brennen. Es kann auch zu einer Verzögerung bei der Bildung einer Wulstnarbe kommen, sodass sie erst Monate oder Jahre nach der ursprünglichen Verletzung auftritt.
  • Erhabene Narben: Diese Narbenart wird auch als hypertrophe Narbe bezeichnet. Sie erhebt sich über das sie umgebende Hautniveau hinaus. Erhabene Narben weisen ähnliche Eigenschaften wie Wulstnarben auf, da sie jucken, Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit einschränken können (wenn sie sich um ein Gelenk herum bilden). Im Gegensatz zu Wulstnarben breiten sich erhabene Narbe jedoch nicht über die Ränder der ursprünglichen Wunde hinaus. Sie verflachen meist im Laufe der Zeit und werden weniger auffällig, jedoch kann dieser Vorgang Monate oder Jahre dauern.
  • Abgesenkte Narben: Man nennt diese Narben auch atrophische Narben. Sie sind abgesenkt, d. h. sie befinden sich etwas unter der Hautoberfläche und weisen manchmal Vertiefungen auf. Diese bilden sich oftmals nach Windpocken oder einer schweren Akne. Sie können mit der Zeit auffälliger werden, da die Haut mit zunehmendem Alter erschlafft und ihre Spannung nachlässt, während sie an Kollagen und Elastizität verliert. Es gibt drei Arten von abgesenkten Narben:
    • „Boxauto“-Narben sind normalerweise breit und rund mit scharfen, gut definierten Kanten.
    • „Eispickel“-Narben sind normalerweise tief, klein und schmal. Sie hinterlassen sichtbare Vertiefungen in der Haut.
    • „Rollende“ Narben ähneln den „Boxauto“-Narben, haben aber glatte Kanten, die wie Wellen aussehen und der Hautoberfläche ein ungleichmäßiges Aussehen verleihen. Sie sind meist eher flach. Normalerweise entstehen sie im Kinn- bzw. im unteren Wangenbereich, wo die Haut dicker ist.
  • Kontrakturnarben: Diese Narbenart, die meist von einer Verbrennung herrührt, wurde so benannt, weil das neue Gewebe eher fester und dicker ist als die umgebende Haut. Sie führt also dazu, dass sich die Haut zusammenzieht (kontrahiert). Kontrakturnarben können die Beweglichkeit des betroffenen Körperteils einschränken, insbesondere wenn die Narbe Nerven oder Muskeln unter der Haut beeinträchtigt bzw. wenn sie sich über einem Gelenk bildet.
  • Verbreiterte Narben: Diese werden auch als dehiszente Narben bezeichnet und bilden sich für gewöhnlich nach einer Operation. Feine Narben können sich zu einer verbreiterten Narbe weiterbilden, wenn sie sich ausdehnen und breiter werden. Dies geschieht normalerweise etwa drei Wochen nach der Operation. Sie sind weich und verursachen keine Symptome. Da sie normalerweise flach und blass sind, fallen sie normalerweise weniger auf als erhabene oder abgesenkte Narben. Man kann verbreiterte Narben auch bekommen, wenn die Haut keine sichtbare Verletzung aufweist. Wenn die Haut schnell schrumpft bzw. sich ausdehnt, können Risse im Bindegewebe entstehen, die so genannte Dehnungsstreifen (Striae distensae) hinterlassen. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Art von verbreiterten Narben. Diese können sich während der Pubertät oder einer Schwangerschaft, beim Auftreten eines hormonellen Ungleichgewichts oder im Falle einer schnellen Gewichtszunahme bzw. -abnahme entwickeln. Anfangs können Dehnungsstreifen eine rote, violette oder dunkelbraune Farbe aufweisen. Während sie sich weiterentwickeln, werden sie manchmal heller und nehmen eine weiße oder silberne Farbe an. Dehnungsstreifen treten auf der Hautoberfläche entweder leicht erhaben oder abgesunken auf.

Natürliche Produkte zur Verringerung der Ausprägung von Narben

Viele Narben verblassen mit der Zeit. Wie weiter oben beschrieben, kann dies jedoch bis zu zwei Jahre dauern. Möglicherweise möchten Sie nicht so lange abwarten. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass man Narben mit einer Behandlung zu Hause vollständig beseitigen kann, jedoch gibt es einige natürliche Produkte, die dazu beitragen können, die Ausprägung von Narben zu verringern.

  • Schwarzkümmelöl – Wird aus Nigellasamen gewonnen und besitzt antivirale sowie antibakterielle Eigenschaften. Seine entzündungshemmende Wirkung kann auch dazu beitragen, die Ausprägung von Narben zu verringern. Darüber hinaus haben Tier- und Humanzellstudien gezeigt, dass Schwarzkümmelöl das Potenzial besitzt, die Wundheilung zu fördern.
  • Hagebuttenöl – Wird aus den Früchten von Wildrosengewächsen gewonnen und kann die Narbenausprägung lindern. Studien zur Untersuchung von Operationsnarben haben gezeigt, dass dieses Öl zu einer verbesserten Textur sowie einer reduzierten Rötung und Verfärbung führen kann.
  • Aloe Vera – Besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, die in Tierstudien nachgewiesen wurden. Es kann als Gel auf Wunden aufgetragen werden, um den Bereich feucht zu halten. Dies ermöglicht es den Zellen, sich übereinander hinweg zu bewegen, um die Wunde zu füllen, wodurch der Heilungsprozess gefördert wird. Überdies haben Forscher angeblich herausgefunden, dass Aloe Vera die Produktion von Melanin (einem natürlichen Hautpigment) reguliert. Dadurch könnte es zur Reduzierung der Pigmentierung und Verfärbung der Narbe beitragen.
  • Auch Zwiebelextrakt wird oftmals in Produkten zur Narbenreduzierung verwendet. Eine Studie zur Untersuchung von Operationsstellen zeigte, dass das Zwiebelextrakt-Gel die Textur, Rötung und Weichheit der Narben von Patienten signifikant verbessern kann. Andere Studien haben belegt, dass Zwiebelextrakt-Gel bei keloiden und hypertrophen Narben eine Wirksamkeit zeigen und bewirken können, dass Verhärtungen gelindert, die Ausprägung verringert und die Pigmentierung der Narben reduziert wird.
  • Kurkuma fördert möglicherweise ebenfalls die Reduzierung von Narben, da es Curcumin enthält. Dabei handelt es sich um eine Verbindung mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Studien an Tieren und menschlichen Zellen haben angeblich gezeigt, dass Curcumin in manchen Fällen die Wundkontraktion erhöht und die Heilungszeit verkürzt. Daher haben Forscher geschlussfolgert, dass Curcumin unter Umständen als Reduktions- und Präventionsstrategie im Fall von hypertrophen Narben nützlich sein könnte.

Wie kann man Narben verhindern?

Der beste Möglichkeit, der Bildung einer ausgeprägten, unästhetischen Narbe entgegenzuwirken, besteht darin, die Wundheilung zu fördern. Nach einer leichten Hautverletzung empfiehlt die American Academy of Dermatology Folgendes zu unternehmen:

  1. Reinigen Sie die betroffene Stelle. Reinigen Sie den Bereich einmal täglich mit Wasser und einer milden Seife. Dies funktioniert im Falle der meisten Schnitte und Schürfwunden.
  2. Sorgen Sie dafür, dass die Wunde feucht bleibt, um die Hautheilung zu fördern. Sie können ein wundabdeckendes Produkt verwenden, um ein Austrocknen der Wunde zu verhindern. (Shea- und Kakaobutter wirken auf natürliche Weise wundabdeckend.)
  3. Anschließend empfiehlt sich das Anbringen eines Pflasters.
  4. Wechseln Sie den Verband täglich und halten Sie die Wunde während des Heilungsprozesses sauber.
  5. Wenn die Wunde genäht wurde, sollten Sie die Anweisungen Ihres Arztes zur Wundversorgung befolgen und den empfohlenen Termin zum Entfernen der Fäden wahrnehmen. Ein zu frühes oder zu spätes Herausziehen der Fäden kann die Wundheilung beeinträchtigen.
  6. Nachdem die Wunde geheilt ist, sollten Sie Sonnencreme auf die betroffene Stelle auftragen. Die UV-Strahlen der Sonne können den Regenerationsprozess verlangsamen und die Produktion von Pigmenten fördern, welche dunkle Flecken und Verfärbungen verursachen. Im Handel sind viele natürliche Sonnenschutzprodukte erhältlich.

Jedes Produkt, das man auf die Haut aufträgt, kann Reizungen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Vor der regelmäßigen Anwendung eines Produkts auf einer Narbe ist es ratsam, es zuerst auf einer anderen kleinen Hautstelle zu testen, um zu sehen, ob irgendwelche Reaktionen auftreten. 

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