Was ist die Normalflora?

Eines der am heißesten diskutierten Themen in der medizinischen Forschung und unter Gesundheitsenthusiasten in diesen Tagen ist das Thema Normalflora. Dieser Begriff bezieht sich auf das genetische Material innerhalb der Mikroben, die wir in unserem Körper beherbergen. Die Zahl der Mikrobiota – Bakterien, Viren und Pilze – die auf oder im menschlichen Körper leben, ist enorm. Schätzungen zufolge leben etwa 100 Milliarden mikrobielle Zellen von 1.000 verschiedenen Arten von Mikroorganismen in einer wirklich symbiotischen Beziehung innerhalb bzw. auf unserem Körper.

Die Normalflora trägt wesentlich zu unserer allgemeinen Gesundheit bei. Mit der Absicht, die Normalflora und somit die Gesundheit zu verbessern, greifen viele zu probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln.

Was sind Probiotika?

Der Begriff „Probiotika“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „für das Leben“. Früher meinte man damit die gesundheitsfördernden Bakterien, die den menschlichen Darmtrakt besiedeln. Zu den Probiotika zählen nicht nur gefriergetrocknete Bakterien in Kapseln, die in Bioläden erhältlich sind, sondern auch fermentierte Lebensmittel wie Yoghurt, Sauerkraut, Kefir sowie spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die gefriergetrocknete Bakterien enthalten. Bei den spezifischen, in diesen Produkten enthaltenen Mikroorganismen handelt es sich normalerweise um Laktobazillen und Bifidobakterien. Diese Bakterien stellen die wichtigsten Probiotika im menschlichen Darmtrakt dar.

Normalflora und Gesundheit

Die Erforschung der Normalflora konzentriert sich auf vier wichtige Bereiche, die für unsere Gesundheit wichtig sind: Ernährung, Immunität, Verhalten und Krankheit.

  • Ernährung: Darmbakterien spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen.
  • Immunität: Die Entwicklung und Erhaltung einer einwandfreien Immunsystemfunktion erfordert die Mitwirkung von Darmbakterien. Und das gilt nicht nur im Hinblick auf die Vermeidung von Infektionen, sondern auch von Allergien und Autoimmunerkrankungen.
  • Verhalten: Die Normalflora wirkt sich sowohl auf das Gehirn als auch auf das Verhalten aus. Einige Forscher beginnen bereits, die Normalflora als „zweites Gehirn“ zu bezeichnen. Es gibt offensichtliche Zusammenhänge zwischen der Normalflora im Darm und Gehirnstörungen wie Depressionen und Autismus-Spektrum-Störungen (ASS).
  • Krankheit: Es gibt eine wachsende Zahl von Erkrankungen, deren Ursache man auf Veränderungen der Normalflora zurückführt, wozu entzündliche Darmerkrankungen, das Reizdarmsyndrom, Fettleibigkeit oder Typ-2-Diabetes zählen.

Das „Human Microbiome Project“

Es gibt einige große Forschungsprojekte, die die Rolle der Normalflora in Bezug auf Gesundheit und Krankheit besser verstehen wollen. Im Jahr 2007 starteten die National Institutes of Health (NIH) das „Human Microbiome Project“. Forscher aus Europa und China taten sich daraufhin zusammen, um ein ähnliches Programm, genannt  „Metagenomics of the Human Intestinal Tract“ („Metagenomik des menschlichen Darmtrakts“ - MetaHIT) zu starten. Und im Jahr 2013 wurde ein weiteres europaweit gefördertes Projekt ins Leben gerufen, das „MyNewGut“ („mein neuer Darm“) genannt wird. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der wichtigsten bisherigen Erkenntnisse:

  • Die Normalflora spielt nicht nur für die Gesundheit des Magen-Darm-Systems eine wesentliche Rolle, sondern beeinflusst praktisch jedes System im Körper.
  • Die gesundheitlichen Vorteile einiger gesundheitsfördernden Diäten, wie etwa der Mittelmeerdiät, wirken sich bekanntlich positiv auf die Normalflora aus.
  • Diäten, die vielfältig in ihrer Zusammensetzung sind, bieten den größten Nutzen für die Normalflora.
  • Antibiotika richten erhebliche Schäden in der Normalflora an, daher sollte ihre Verwendung unbedingt eingeschränkt werden.
  • Eine Nahrungsergänzung mit Probiotika kann zur Förderung einer gesünderen Normalflora beitragen.

Worauf man bei Probiotika achten sollte

Die Qualität probiotischer Nahrungsergänzungsmittel hängt von zwei Hauptfaktoren ab, zum einen von den (1) Merkmalen der in dem jeweiligen Mittel enthaltenen Stämme, und zum anderen von (2) einer ausreichenden Überlebensfähigkeit der Stämme, so dass eine ausreichende Anzahl von Bakterien zum Zeitpunkt des Verzehrs lebensfähig ist. Die Lebensfähigkeit zum Zeitpunkt des Verzehrs hängt von einer Reihe von Faktoren ab, wie z. B. der ordnungsgemäßen Herstellung und „Resistenz“ des Stammes sowie von der Verpackung und Lagerung des Produktes in der richtigen Menge an Feuchtigkeit sowie bei richtiger Temperatur.

Bakterienstämme können mit verschiedenen Hunderassen verglichen werden. Alle Hunde gehören zur Gattung „Canis“ und der Art „familiaris“. Innerhalb dieser einen Art gibt es eine große Vielfalt hinsichtlich der Größe, Form, Stärke und sonstigen körperlichen Merkmale – vom Bernhardiner bis zum Chihuahua. Eine ähnliche Aufteilung tritt auch bei Bakterienarten auf. Innerhalb jeder Bakterienart gibt es eine Vielzahl von Stämmen. Einige probiotische Stämme sind widerstandsfähig und stark, und sind daher in der Lage, die Beförderung durch den oberen Magen-Darm-Trakt zu überleben und pathogene Bakterien zu hemmen, andere dagegen sind schwach und können nicht überleben bzw. keine pathogenen Bakterien töten.

Dies bedeutet für die Verbraucher, dass sie Produkte nutzen müssen, die von Unternehmen entwickelt und hergestellt werden, die die notwendige Forschung durchgeführt haben, um die Lebensfähigkeit ihres Produktes zu gewährleisten.

Welches ist die richtige Dosierung von Probiotika?

Die Dosierung probiotischer Nahrungsergänzungsmittel beruht ausschließlich auf der Anzahl lebender Organismen, die im Produkt vorhanden sind, daher empfehle ich die Verwendung von Produkten, die die Anzahl der lebenden Bakterien zum Verfallsdatum im Vergleich zum Zeitpunkt der Herstellung auflisten. Erfolgreiche Ergebnisse werden meist bei einer Einnahme von 10 bis 20 Milliarden lebensfähigen Bakterien pro Tag erreicht.