Aktualisiert am 25. März 2021                Veröffentlicht im April 2017

Pyrrolochinolinchinon, kurz PQQ, ist eine sehr interessante vitaminähnliche Verbindung, die eine wesentliche Rolle bei der Funktion der Mitochondrien spielt – den energieproduzierenden Kraftwerken innerhalb unserer Zellen. Sie wird auch als ein notwendiger „Cofaktor“ für eine spezielle Klasse von Enzymen angesehen, die an zellulären Funktionen beteiligt sind, einschließlich solcher, die mit dem Wachstum, der Entwicklung, der Differenzierung und dem Überleben von Zellen in Verbindung stehen.1

Was ist ein Cofaktor?

Der Ausdruck „Cofaktor“ bedeutet, dass PQQ verfügbar sein muss, damit diese Enzyme ihre Aufgabe beim Aufbau zellulärer Verbindungen erfüllen können. Ist es nicht vorhanden, können diese Enzyme nicht funktionieren. Dies entspricht der Definition eines essentiellen Vitamins, denn PQQ kann nicht im Körper selbst produziert werden. Wir müssen es aus unserer Nahrung oder über ein Supplement aufnehmen. Obwohl PQQ für die Zellfunktion und gute Gesundheit von großer Bedeutung ist, wird es dennoch aktuell nicht als ein Vitamin angesehen. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bevor es in Zukunft auch als essentielles Vitamin eingestuft werden wird.2 

Es wird erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit zu PQQ geforscht, doch die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass es das nächste absolute Power-Supplement werden könnte. 

Was macht PQQ im Körper?

Eine der wichtigsten Funktionen von PQQ umfasst die direkte Wirkung auf Schlüsselenzyme, die an der Energieproduktion in den Mitochondrien beteiligt sind. Infolgedessen kann PQQ die Energieproduktion verbessern. Es arbeitet mit Coenzym Q10, einer bekannten Verbindung, die ebenfalls entscheidend für die mitochondriale Funktion ist. Was PQQ noch viel wichtiger macht als CoQ10, ist der Fakt, dass unsere Zellen CoQ10 selbst produzieren können – PQQ jedoch nicht. Um unseren Bedarf an PQQ zu decken, müssen wir uns also auf seine Aufnahme über unsere Nahrung oder auf eine Supplementierung verlassen. 

CoQ10 wirkt wie eine Zündkerze bei der Energieproduktion, wohingegen PQQ anders funktioniert. Es nimmt bei der Energieproduktion eine komplementäre Rolle zu CoQ10 ein. Außerdem wirkt es als wesentlicher Schutz der Mitochondrien vor oxidativen Schäden und kann die spontane Neubildung von Mitochondrien in alternden Zellen fördern – ein Prozess, der als mitochondriale Biogenese bekannt ist.3 In Anbetracht dieser Wirkung wird PQQ zu einer spannenden Anti-Aging-Strategie. Durch die Erhöhung der Anzahl von Mitochondrien in alternden Zellen, kann PQQ wie ein biochemischer Jungbrunnen wirken, denn mehr Mitochondrien bedeuten mehr chemische Energie (sprich ATP) und das bedeutet, dass die Zellen jünger wirken.

Zwar sind sowohl CoQ10 als auch PQQ einzeln sehr wirksam, jedoch wurden bei einer Kombination der beiden Stoffe noch bessere Ergebnisse beobachtet. Dieser synergistische Effekt wurde zunächst bei Tierversuchen beobachtet und in menschlichen doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studien weiter nachgewiesen (siehe unten). 

Ist PQQ ein Antioxidans?

PQQ ist ein extrem starkes Antioxidans, dass zusätzliche einzigartige Fähigkeiten besitzt. Jedes Mal, wenn ein Antioxidans vor oxidativen Schäden schützt, wird dies als katalytischer Zyklus bezeichnet. PQQ ist tatsächlich einzigartig, denn es ist in der Lage, einen nahezu kontinuierlichen katalytischen Zyklus (die Fähigkeit, wiederholte Oxidations- und Reduktionsreaktionen durchzuführen) in einem viel größeren Ausmaß zu erzeugen, als andere Antioxidantien es können. Zum Beispiel ist PQQ fähig, 20.000 katalytische Umwandlungen durchzuführen, wohingegen Vitamin C auf lediglich 4 kommt. Der durch PQQ gebotene funktionelle antioxidative Schutz ist also 5.000 Mal so hoch wie der von Vitamin C.2

Welche Nahrungsmittel sind PQQ-Quellen? 

PQQ wurde in allen bisher analysierten pflanzlichen Lebensmitteln gefunden, allerdings in sehr geringen Mengen. Zu PPQ-reichen Nahrungsmitteln gehören Petersilie, grüne Paprika, Kiwi, Papaya und Tofu. Sie beinhalten um die 2–3 mcg pro Portion. Grüner Tee bietet etwa die gleiche Menge pro 118 ml.4 Obwohl die Menge an PQQ in der Nahrung gering ist, scheint unser Körper PQQ ganz gut bei sich zu halten, da er die Wichtigkeit der Verbindung erkennt. 

Ist PQQ ein essentieller Nährstoff?

Nach dem aktuellen Stand der Forschung gibt es keinen Zweifel daran, dass die Verbindung eine entscheidende Rolle in der menschlichen Ernährung spielt. Wenn PQQ aus chemisch definierten Diäten bei Säugetieren weggelassen wird, führt dies zu Wachstumsstörungen, einer Beeinträchtigung des Immunstatus und abnormaler Fortpflanzungsfunktion. Ebenso wie bei essentiellen Nährstoffen scheint das Immunsystem besonders sensibel auf einen niedrigen PQQ-Spiegel zu reagieren. Bei einem Mangel kommt es zu mehrfachen Defekten in der Immunfunktion und zu einem Verlust von weißen Blutkörperchen, die richtig reagieren könnten. 

Wie viel PQQ benötigen wir? 

Der Nährstoffbedarf von PQQ entspricht wahrscheinlich dem von Folsäure oder Biotin in Bezug auf den Bedarf des Menschen an Mikrogramm pro Tag gegenüber Milligramm. Die genaue benötigte Menge ist noch nicht bekannt, doch sie liegt vermutlich im Bereich von nur 10 bis 20 mcg täglich. Durch eine Supplementierung in Mengen weit über diesem Wert, z. B. mit 10 bis 20 mg pro Tag, konnten erhebliche Vorteile erzielt werden. Bei höheren Dosierungen erzeugt PQQ supraphysiologische Effekte. Mit anderen Worten hilft es unseren Mitochondrien und Zellen zu funktionieren – über seine Wirkung als Nährstoff hinaus.

Was sind klinische Anwendungsgebiete von PQQ?

In Anbetracht seiner ernährungsphysiologischen Bedeutung und der riesigen Spannweite seiner physiologischen Wirkungen kann PQQbeträchtliche Vorteile bei Zuständen bieten, die mit einer niedrigen mitochondrialen Funktion zusammenhängen – hierunter Zustände des Alterns, vieler Gehirn- und neurologischer Krankheiten (z. B. Alzheimer und Morbus Parkinson) sowie vieler anderer chronisch degenerativer Krankheiten. 

Eine weitere wichtige pharmakologische Wirkung von PQQ besteht darin, dass es AMPK (AMP-aktivierte Proteinkinase) aktiviert; ein Enzym, das sich in lebenden Zellen befindet und wie ein „Hauptschalter“ im Energiestoffwechsel funktioniert. Ein niedriges Niveau der AMP-Aktivität wird mit vielen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass PQQ bei folgenden Punkten einen klinischen Nutzen bieten könnte:

  • Beschleunigte Alterung
  • Mitochondriale Insuffizienz und Dysfunktion
  • Degenerative Hirnerkrankungen wie Demenz und Morbus Parkinson
  • Chronische Entzündungen
  • Fettleibigkeit
  • Hohe Cholesterin- und Triglyceridwerte im Blut
  • Insulinresistenz und schlechte Blutzuckerkontrolle

Wurde PQQ in klinischen Studien am Menschen erforscht?

Ja, die existierenden klinischen Forschungsergebnisse sind wirklich beeindruckend und diverse größere klinische Studien sind entweder schon fertiggestellt und stehen kurz vor Veröffentlichung oder sind aktuell im Gange. 

In Bezug auf die Verbesserung der Hirnfunktion kann PQQ teilweise auch allein effektiv sein, jedoch wurden noch bessere Ergebnisse beobachtet, wenn es mit einer verwandten Verbindung kombiniert wird, die uns allen bekannt sein dürfte – Coenzym Q10. Dieser synergistische Effekt wurde erstmals in Tierversuchen beobachtet und in einer 2009 in Japan durchgeführten klinischen und placebokontrollierten Doppelblindstudie an Menschen weiter nachgewiesen.5 In dieser Studie mit 71 Menschen mittleren und höheren Alters zwischen 40 und 70 Jahren führte die Supplementierung mit 20 mg PQQ pro Tag zu Verbesserungen bei Tests der höheren kognitiven Funktionen im Vergleich zur Placebogruppe. Doch noch beeindruckender waren die Ergebnisse in der Gruppe, die 20 mg PQQ zusammen mit 300 mg CoQ10 erhielt. PQQ und CoQ10 sind beide an der mitochondrialen Energieproduktion beteiligt, daher sind diese Ergebnisse nicht wirklich überraschend.

Muss PQQ mit CoQ10 kombiniert werden, um Ergebnisse zu erzielen?

Nicht zwangsläufig, denn es ist auch allein aktiv. Jedoch gibt es ein paar doppelblinde Studien mit älteren Menschen zur alleinigen Einnahme von PQQ, bei denen sich weniger beeindruckende Resultate zeigen als bei der Studie mit CoQ10. Es scheint daher, als sollten Menschen, die älter als 50 Jahre sind, PQQ besser gemeinsam mit CoQ10 einnehmen. Für die meisten Menschen unter 35, vielleicht sogar unter 50, ist es jedoch nicht notwendig, CoQ10 einzunehmen, da ihre Körper möglicherweise ausreichende Mengen selbst herstellen, wenn nicht gerade Medikamente wie cholesterinsenkende Statine eingenommen werden, die die CoQ10-Herstellung beeinträchtigen.6 Unser Körper kann CoQ10 selbst produzieren – PQQ jedoch nicht, weshalb ich es als einen essentiellen Nährstoff ansehe.

Es gibt Studien, die bei Menschen unter 35 Jahren hervorragende Ergebnisse mit PQQ allein zeigen. In einer Studie mit Menschen zwischen 21 und 34 Jahren zum Beispiel beobachtete man bei denjenigen, die nur PQQ allein erhalten hatten, signifikante Erhöhungen der antioxidativen Aktivität, der entzündungshemmenden Effekte und der Energieproduktion – sogar nach nur einer Dosis.7

Es gibt auch Studien mit Menschen über 50, bei denen auch bei alleiniger Gabe von PQQ gute Resultate nachgewiesen wurden. Als zum Beispiel 17 gesunde Probanden mittleren und höheren Alters täglich 20 mg PQQ oder ein Placebo über acht Wochen einnahmen, zeigte sich, dass PQQ alle sechs Messwerte des Profils der Stimmungszustände (Profile of Mood States, POMS) – Vitalität, Müdigkeit, ängstliche Anspannung, Depression, Wut-Feindseligkeit und Verwirrung – signifikant verbessern konnte.8 In einer anderen Studie mit PQQ allein, die mit Probanden mittleren und höheren Alters durchgeführt wurde, wurden auch Verbesserungen in Bezug auf eine Schläfrigkeit beim Aufwachen, das Einsetzen und Aufrechterhalten des Schlafs sowie die Schlafdauer festgestellt.9 Und in einer weiteren Studie, in der PQQ ebenfalls allein verabreicht wurde, zeigte sich, dass es die Durchblutung des Gehirns und die Sauerstoffverwertung im präfrontalen Kortex, dem Bereich des aktiven Denkens, verbessern konnte.10

Eine Supplementierung mit PQQ kann auch das LDL-Cholesterin senken. In einer anderen Studie mit BioPQQ führte eine 6-wöchige Supplementierung mit PQQ (~20 mg pro Tag) bei Probanden mit Ausgangswerten von LDL-Cholesterin über 140 mg/dl zu einer statistisch signifikanten Abnahme des Gesamtcholesterins (Senkung von durchschnittlich 247 auf 216 mg/dl) und LDL-Cholesterin (Senkung von durchschnittlich 156 auf 132 mg/dl).11

Wie hoch ist die empfohlene Dosis PQQ?

Eine Frage, die sich bezüglich PQQ ergibt, ist die, welche Dosis effektiv ist. Insbesondere das Folgende ist dabei interessant: Wenn der Nährstoffbedarf an PQQ wahrscheinlich weniger als 500 mcg täglich beträgt, warum ist die empfohlene Dosierung höher? Die aktuelle Empfehlung von 10 bis 20 mg PQQ täglich basiert auf der äquivalenten Dosis bei Tieren, die verschiedene mitochondriale Funktionen durchgehend verbessern konnte. Es gibt außerdem klinische und beobachtende Studien, die die Dosis bestätigen, insbesondere die Dosis von 20 mg plus 300 mg CoQ10 zur Verbesserung des Gedächtnisses.

Fazit

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis PQQ schließlich als essentielles Vitamin eingestuft werden wird. Dasselbe gilt auch für die Wahrscheinlichkeit, dass PQQ eines Tages beliebter sein wird als CoQ10. Oft können Vorteile wie ein höheres Energieniveau und verbesserte geistige Klarheit mit PQQ sofort erlebt werden. 

Quellenangaben:

  1. Akagawa M, Nakano M, Ikemoto K. Recent progress in studies on the health benefits of pyrroloquinoline quinone. Biosci Biotechnol Biochem. 2016;80(1):13-22.
  2. Kasahara T, Kato T. Nutritional biochemistry: a new redox-cofactor vitamin for mammals. Nature 2003;422:832.
  3. Chowanadisai W, Bauerly KA, Tchaparian E, et al. Pyrroloquinoline quinone stimulates mitochondrial biogenesis through cAMP response element-binding protein phosphorylation and increased PGC-1alpha expression. Journal of Biological Chemistry 2010;285(1): 142–52 
  4. Kumazawa T, Sato K, Seno H, et al. Levels of pyrroloquinoline quinone in various foods. Biochem J 1995;307:331-333.
  5. Nakano M, Ubukata K, Yamamoto T, Yamaguchi H. Effect of pyrroloquinoline quinone (PQQ) on mental status of middle-aged and elderly persons. FOOD Style. 2009;21:13(7):50-3.
  6. Itoh Y, Hine K, Miura H, et al . Effect of the antioxidant supplement pyrroloquinoline quinone disodium salt (BioPQQ™) on cognitive functions. Adv. Exp. Med. Biol. 2016;876:319-325.
  7. Harris CB, Chowanadisai W, Mishchuk DO, et al. Dietary pyrroloquinoline quinone (PQQ) alters indicators of inflammation and mitochondrial-related metabolism in human subjects. J Nutr Biochem. 2013 Dec;24(12):2076-84. 
  8. Koikeda T, Nakano M, Masuda K . Pyrroloquinoline quinone disodium salt improves higher brain function. Med. Consult. New Remedies. 2011;48:519–527.
  9. Nakano M, Yamamoto T, Okumura H, Tsuda A, Kowatari Y . Effects of oral supplementation with pyrroloquinoline quinone on stress, fatigue, and sleep. Funct Foods Health Dis 2012;2:307–324.
  10. Nakano M, Murayama Y, Hu L, et al. Effects of Antioxidant Supplements (BioPQQ™) on Cerebral Blood Flow and Oxygen Metabolism in the Prefrontal Cortex. Adv Exp Med Biol. 2016;923:215-222.
  11. Nakano M, Kawasaki Y, Suzuki N, Takara T. Effects of Pyrroloquinoline Quinone Disodium Salt Intake on the Serum Cholesterol Levels of Healthy Japanese Adults. J Nutr Sci Vitaminol. 2015;61(3):233-40.