Zu den entzündlichen Darmerkrankungen, die bei vielen Menschen auftreten, zählt sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa. Weltweit sind mehr als 50 Millionen Menschen davon betroffen. In diesem Artikel werden wir speziell auf Colitis ulcerosa sowie einige Naturmittel eingehen, die zu einer Verbesserung des Gesundheitszustands beitragen können. 

Colitis ulcerosa tritt sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf, und zwar meist im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Manchmal kann sie jedoch auch erst im Alter von 60 Jahren auftreten. Sie gilt als Autoimmunerkrankung und kann durch Bakterien, Viren sowie bestimmte Lebensmittel ausgelöst werden. Es scheint auch eine genetische Komponente zu geben, die möglicherweise mit dem Chromosom 16 zusammenhängt. 

Menschen, die einen Verwandten ersten Grades (Eltern oder Geschwister) haben, der von Colitis ulcerosa betroffen ist oder war, sind drei bis zwanzig Mal häufiger betroffen als die Allgemeinbevölkerung. Obwohl Menschen jeder ethnischen Zugehörigkeit diese Krankheit erwerben können, sind diejenigen mit europäischer oder aschkenasischer Abstammung angeblich einem höheren Risiko ausgesetzt. 

Was ist Colitis ulcerosa?

Zu den klinischen Symptomen der Colitis ulcerosa zählen Bauchschmerzen, Blähungen, rektale Blutungen sowie eine anhaltende Dickdarmentzündung. Zwar treten die Entzündungen in der Regel oberflächlich in der Dickdarmschleimhaut auf, jedoch ist meist vorwiegend das Rektum betroffen. 

Wenn ein chronischer Blutverlust und somit ein Eisenmangel aufgrund dieser Erkrankung auftritt, leiden die Betroffenen oftmals an einer Blutarmut (Anämie). Auch die Aufnahme von Vitaminen und Mineralien kann beeinträchtigt sein. 

Risiken von Colitis ulcerosa

Bei Patienten, die an Colitis ulcerosa erkranken, zeigen sich häufig Symptome wie etwa chronische Anämien und Müdigkeitserscheinungen, manchmal auch Gelenkschmerzen und Hautausschläge. Die Betroffenen haben überdies ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Daher ist es wichtig, regelmäßige Darmkrebs-Früherkennungsuntersuchungen wie beispielsweise eine Koloskopie durchführen zu lassen. Nähere Informationen dazu kann Ihnen Ihr Arzt geben. 

Übliche Medikamente und Behandlungen bei Colitis ulcerosa

  • Medikamente gegen Durchfall
  • Steroide
  • Sulfasalazin und Mesalamin
  • Immunsuppressive Medikamente (d. h. Azathioprin, Ciclosporin und Methotrexat)
  • Chirurgischer Eingriff (manchmal werden in schweren Fällen Teile des Dickdarms operativ entfernt)

Natürliche Ansätze bei Colitis ulcerosa

Die Ernährungsgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die allgemeine Gesundheit sowie die Vorbeugung von Colitis-ulcerosa-Schüben geht. Für Menschen, die an Colitis ulcerosa leiden, kann es hilfreich sein, auf schwefelhaltige Lebensmittel wie Puten- und Rindfleisch, Milch, Eier sowie Käse zu verzichten, da sie unter Umständen die Produktion von Schwefelwasserstoff durch die Darmbakterien erhöhen. Studien zeigen, dass dieses Gas möglicherweise das Risiko des Wiederaufflammens einer Colitis ulcerosa steigert. 

Auch die folgenden Nahrungsergänzungsmittel können für Linderung sorgen.

Probiotika

Probiotika enthalten gesunde Bakterien und tragen eventuell dazu bei, den Darmtrakt wieder ausreichend mit nützlichen Bakterien zu besiedeln. 

Verschiedene Alltagsangewohnheiten können das Darmmikrobiom schnell beeinträchtigen. Beispielsweise kommt es nach der Einnahme häufig verschriebener Antibiotika zu einer Abtötung gesunder Darmbakterien. Darüber hinaus kann die regelmäßige Einnahme von Säurereduzierern das Darmmikrobiom beeinträchtigen, da unter Umständen der Säurespiegel im gesamten Darm verändert wird. Menschen mit Colitis ulcerosa und anderen Verdauungsproblemen sollten besonders auf ihre Darmgesundheit achten. 

Eine im Jahr 2006 durchgeführte Studie kam zu folgendem Schluss: „Lactobacillus GG scheint wirksam und sicher zu sein, um eine Remission bei Patienten mit Colitis ulcerosa aufrechtzuerhalten, und es ist möglicherweise eine gute therapeutische Option zur Vorbeugung von Rückfällen bei dieser Patientengruppe.“

Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass Probiotika, die Lactobacillus und Bifidobakterien enthalten, für Patienten mit Colitis ulcerosa hilfreich sein und den Bedarf an Steroiden reduzieren könnten. Eine Studie aus dem Jahr 2019, in der die Wirkung einer Nahrungsergänzung mit probiotischen Bifidobakterien auf Colitis ulcerosa untersucht wurde, zeigte ebenfalls positive Ergebnisse.

Empfohlene Dosis: 5 bis 100 Milliarden Einheiten pro Tag.

Präbiotika

Präbiotika sollen zur Verbesserung des Darmmikrobioms beitragen, indem sie das Wachstum gesunder Bakterien fördern. Beispiele für präbiotische Lebensmittel sind unter anderem Äpfel, Spargel, Bananen, Löwenzahnblätter und Leinsamen. Diese Lebensmittel fördern das Wachstum nützlicher Bakterien, welche wiederum Fruktane produzieren. Dabei handelt es sich um Stoffe, die zur Verringerung von Entzündungen im Darm von Menschen beitragen können, die an Colitis ulcerosa leiden. 

Omega-3-Fettsäuren

Eine Studie aus dem Jahr 2011 konnte keine überzeugenden Daten liefern, die eine Empfehlung von Omega-3-Fettsäuren zur Aufrechterhaltung einer Remission von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn rechtfertigen würden.

Vitamin D

Der Vitamin-D-Mangel zählt weltweit zu den häufigsten Arten von Vitaminmangel. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel wird mit vielen Krankheiten assoziiert. In meiner Praxis in Südkalifornien wiesen vier von fünf der von mir getesteten Patienten einen Vitamin-D-Mangel auf. Seit dem Jahr 2007 empfehle ich den meisten meiner Patienten die Einnahme von Vitamin D. Man geht davon aus, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel in vielen Fällen zu einer Colitis ulcerosa führt. 

So ergab eine Studie aus dem Jahr 2019, dass Patienten mit Colitis ulcerosa eher einen niedrigeren Vitamin-D-Blutspiegel aufweisen und diejenigen mit dem niedrigsten Wert auch die meisten Symptome haben. 

In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurde gezeigt, dass diejenigen Colitis-ulcerosa-Patienten, die einen höheren Vitamin-D-Blutspiegel hatten, weniger Symptome aufwiesen als diejenigen mit einem niedrigeren Spiegel. In ähnlicher Weise belegte eine Studie aus dem Jahr 2018, dass eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D bei Patienten, die an Colitis ulcerosa litten, mit einer Verringerung der Entzündung verbunden war.

Empfohlene Dosis: Die allgemein empfohlene Tagesdosis beträgt 1.000 bis 5.000 IE Vitamin D.

Curcumin

In der indischen Kultur empfohlen Heilpraktiker der ayurvedischen Medizin Kräuter und Mineralstoffe als Mittel zur Heilung. Kurkuma wurde bei einer Vielzahl von Erkrankungen in Form einer Paste auf die Haut aufgetragen. Es wurde auch als Dampf inhaliert, um die Atemwege von Schleim zu befreien. Obwohl nicht sehr viele klinische Studien zur Verwendung von Kurkuma für diese Zwecke vorliegen, sind moderne Ayurveda-Ärzte immer noch davon überzeugt, dass Kurkuma nach wie vor, wie in den vergangenen 3.000 Jahren, eine Linderung der Symptome bewirken kann.

Kurkuma oder Jiang Huang wurde in der Traditionellen Chinesischen Medizin unter anderem eingesetzt, um das „Qi“, d. h. die Lebensenergie einer Person, anzuregen. Darüber hinaus waren die Menschen der Überzeugung, dass Kurkuma die Durchblutung verbessern und Bauchschmerzen lindern kann. Es gibt Studien, die belegen, dass es in manchen Fällen auch bei Colitis ulcerosa eine Wirkung zeigt. 

Eine Studie aus dem Jahr 2017 schlussfolgerte, dass „... Curcumin das Potenzial besitzt, bei Patienten mit Colitis ulcerosa eine Remission zu bewirken und aufrechtzuerhalten, ohne schwerwiegende Nebenwirkungen zu induzieren.“

Die Auswertung der Verabreichung von Curcumin in Kombination mit dem verschreibungspflichtigen Medikament Mesalamin bei 142 Patienten ergab in einer Studie aus dem Jahr 2018, dass höhere Remissionsraten erreicht werden können als mit dem Medikament allein. Dabei wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. 

Eine Studie aus dem Jahr 2019 wertete sechs randomisierte kontrollierte Studien aus, an der 349 Patienten teilgenommen haben, die ähnliche Ergebnisse lieferten. Diese Studie zeigte außerdem, dass die Kombination von Curcumin und Mesalamin eine vorteilhafte Wirkung haben könnte. 

L-Carnitin

L-Carnitin ist eine essenzielle Verbindung im menschlichen Körper, die für den Stoffwechsel notwendig ist. Etwa einer von 350 Menschen ist nicht in der Lage, es zu synthetisieren. Unter denen, bei denen dieser Mechanismus funktioniert, gibt es jedoch einige, die höhere Mengen benötigen als ihr Körper herstellen kann. Dazu zählen auch diejenigen, die von Colitis ulcerosa betroffen sind. 

Eine Studie aus dem Jahr 2012 untersuchte L-Carnitin bei Personen, die von Colitis ulcerosa betroffen waren. Diejenigen mit einer leicht bis mittelschwer ausgeprägten Colitis ulcerosa konnten angeblich eine Verbesserung feststellen, wenn sie sich einer Darmspiegelung (Koloskopie) unterzogen. 

Glutamin

Glutamin ist eine der am häufigsten vorkommenden freien Aminosäuren im menschlichen Körper. Sie ist für viele Stoffwechselprozesse verantwortlich und gilt als „glukogene“ Aminosäure. Dies bedeutet, dass der Körper bei einem zusätzlichen Glukosebedarf Glutamin in Glukose umwandeln und den Körper mit der benötigten Energie versorgen kann. Der Darm scheint auch Glutamin zu benötigen, um die Brennstoffzellen des Darms zu unterstützen. 

Eine Studie aus dem Jahr 2014 ergab, dass eine Nahrungsergänzung mit Glutamin bei Patienten mit Colitis ulcerosa hilfreich sein könnte. In einer Studie aus dem Jahr 2018 wurde überdies gezeigt, dass Glutamin dazu beitragen kann, die Vorgänge zu reduzieren, die bei Patienten mit Colitis ulcerosa Entzündungen verursachen. 

Melatonin

Die meisten Menschen halten Melatonin für ein Schlafmittel. Seine starken antioxidativen Eigenschaften können jedoch bei Patienten mit Colitis ulcerosa eine Linderung bewirken. 

Eine im Jahr 2011 durchgeführte Studie zeigte, dass Melatonin bei manchen Menschen eine Verbesserung herbeiführt. Die Forscher kamen zu folgendem Schluss: „... Melatonin hat eine doppelte Wirkung, und zwar einerseits als wirksames entzündungshemmendes und antioxidatives Mittel und andererseits möglicherweise als ein hoffnungsvolles Therapeutikum zur Behandlung von Colitis ulcerosa.“

Eine aktuellere Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte die Wirkung von Melatonin anhand eines Mausmodells für Colitis ulcerosa. Die Ergebnisse zeigten, dass die antioxidativen Eigenschaften des Melatonins dazu beitragen könnten, die Entstehung einer Colitis ulcerosa zu verhindern. 

Weitere Studienergebnisse

In anderen Studien wurde belegt, dass sowohl N-Acetyl-Cystein als auch Berberin unter Umständen ebenfalls zur Kontrolle und sogar Vorbeugung von Colitis ulcerosa beitragen. Patienten mit Colitis ulcerosa wird überdies empfohlen, eine Nahrungsergänzung mit den fettlöslichen Vitaminen AK und E, in Betracht zu ziehen, da sie diese schlecht aufnehmen können.

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