Niacinamid erfreut sich bei Menschen, die ihre Gesundheit sowohl von innen als auch von außen optimieren möchten, zunehmender Beliebtheit. Studien weisen darauf hin, dass dieses zur Gruppe der B-Vitamine gehörende Vitamin vielfältigen Nutzen für die Gesundheit bietet. Was genau ist Niacinamid und wofür wird es verwendet?

Was ist Niacinamid?

Niacinamid wird auch als Nicotinamid bezeichnet und ist eine wasserlösliche Form von Vitamin B3, auch Niacin genannt.

Was bewirkt Vitamin B (Niacin)?

Niacin ist ein Vitamin, das vom Körper für das optimale Funktionieren des Stoffwechsels, der Verdauung, der Hautgesundheit und des Nervensystems benötigt wird. Niacin wird nach der Aufnahme zu Nicotinamidadenindinukleotid (NAD) verstoffwechselt. 

Was ist NAD?

NAD ist ein Coenzym. Ein Coenzym ist ein Vitamin, Mineralstoff oder Nichtprotein-Nährstoff, der für das richtige Funktionieren eines Enzyms nötig ist.

NAD ist für das reibungslose Funktionieren von über 400 verschiedenen Enzymen notwendig. Zu den Funktionen von NAD zählt die Umwandlung von Nahrung in für den Körper nutzbare Energie, die Förderung des Stoffwechsels, die Reparatur der DNA und sogar die Förderung einer gesunden Immunfunktion.

NAD kann zudem eine unterstützende Rolle bei der Zellalterung spielen.

Niacinamid wird oft als Vitamin-B3-Präparat zur Behandlung oder Vorbeugung eines Vitamin-B3-Mangels verwendet, kann aber auch topisch in kosmetischen Zubereitungen zur Förderung der Hautgesundheit eingesetzt werden.

Die Forschung legt nahe, dass Niacinamid verschiedene gesundheitliche Vorteile über die Behandlung eines Vitamin-B3-Mangels hinaus hat – von der Unterstützung eines gesunden Cholesterinspiegels über die Diabetesprävention bis hin zu strahlender Haut.

Niacinamid bei Vitamin-B3-Mangel

Einer der wichtigsten Vorteile und Anwendungszwecke von Niacinamid ist die Vorbeugung oder Behandlung eines Vitamin-B3-Mangels. 

Ein Vitamin-B3-Mangel, auch Pellagra genannt, liegt vor, wenn eine Person nicht genug Niacin über die Ernährung zuführt oder Probleme mit der Aufnahme des Vitamins hat. Pellagra wird häufig bei Personen festgestellt, die an Mangelernährung oder chronischem Alkoholismus leiden. 

Ein Vitamin-B3-Mangel kann auch auftreten, wenn nicht ausreichend Tryptophan über die Ernährung zugeführt wird. Tryptophan ist eine in vielen Lebensmitteln enthaltene Aminosäure und wird als Vorstufe für die Niacinproduktion im Körper verwendet.

Symptome eines Vitamin-B3-Mangels

Zu den Anzeichen und Symptomen eines Vitamin-B3-Mangels oder einer Pellagra zählen geistige Verwirrtheit, Magen-Darm-Symptome wie Diarrhö und Schmerzen im Unterbauch, Appetitmangel und schuppige, entzündete Haut und Schleimhäute. Unbehandelt kann ein Vitamin-B3-Mangel tödlich sein. Niacinamid wird häufig zur Behandlung einer Pellagra verwendet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 3–4 Wochen lang 300 mg Niacinamid täglich als Behandlung bei Vitamin-B3-Mangel.

Vorteile von Niacinamid für die Haut

Ein der am umfangreichsten erforschten Anwendungszwecke von Niacinamid ist die Hautgesundheit, sowohl bei äußerlicher als auch oraler Anwendung. Die Forschung zeigt, dass Niacinamid zur Verbesserung der Struktur, des Erscheinungsbildes und der allgemeinen Gesundheit der Haut beitragen kann.

1. Schutz gegen UV-Strahlen

Eine der Arten, auf die Niacinamid zur Förderung der Hautgesundheit beitragen kann, ist der Schutz der Haut vor den Auswirkungen ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung). UV-Strahlung ist eine Art von Energie, die von der Sonne und manchen menschgemachten Quellen wie Solarien ausgestrahlt wird. UV-Strahlung wurde als „vollständiges Karzinogen" eingestuft, da sie nicht nur die Mutation von DNA in der Haut, sondern auch Schäden an Hautzellen bewirkt, die zu Hautkrebs führen können.

Studien zeigen, dass sowohl eine orale Supplementierung als auch eine topische Anwendung von Niacinamid zum Schutz gegen UV-bedingte Hautschäden beitragen können. Eine Studie stellte sogar fest, dass sowohl die äußerliche Anwendung als auch die Supplementierung von Niacinamid zur Reduzierung einer UV-bedingten Immunsuppression beitragen und zugleich das Risiko für Hautkrebs senken kann.

2. Reduzierung aktinischer Keratose 

Studien zeigen, dass Niacinamid auch zur Reduzierung einer aktinischen Keratose beitragen kann. Aktinische Keratose ist eine durch übermäßige UV-Strahlung verursachte Hauterkrankung. Aktinische Keratose äußert sich durch trockene, schuppige, raue Hautflecken, die rosa oder braun sein können. Diese Hautveränderungen können zudem jucken oder ein brennendes Gefühl erzeugen. Sie können auch bluten. Aktinische Keratose kann sich zu Plattenepithelkarzinomen entwickeln, also bösartigem Hautkrebs.

In einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie wurden 72 Personen untersucht, bei denen mindestens vier durch aktinische Keratose bedingte Läsionen diagnostiziert worden waren. Die Teilnehmer wurden entweder einer Gruppe zugeordnet, die Niacinamid erhielt, oder einer Placebogruppe. Bei einer Nachuntersuchung nach vier Monaten wurde festgestellt, dass bei den Teilnehmern, die ein Niacinamidpräparat erhielten, im Vergleich zur Placebogruppe eine deutlich geringere Entwicklung neuer durch aktinische Keratose bedingter Läsionen auftrat.

3. Verbesserung des allgemeinen Hautbildes

Die Forschung lässt außerdem vermuten, dass Niacinamid auch zur Verbesserung des allgemeinen Erscheinungsbildes der Haut beitragen kann. Bei einer Studie nahmen 50 Frauen, die feine Linien, dunkle Pigmentflecken im Gesicht, ein ungleichmäßiges Hautbild und Falten hatten, 12 Wochen lang ein topisches Präparat eines niacinamidhaltigen Produkts. Die Teilnehmerinnen wendeten das topische Niacinamidpräparat nur auf einer Gesichtshälfte an und die Placebocreme auf der anderen Hälfte.

Nach 12 Wochen stellte die Studie bei der Gesichtshälfte, die das Niacinamidpräparat erhielt, eine deutliche Reduzierung feiner Linien und dunkler Hautflecken fest. Es konnte auch eine signifikante Verbesserung der Hautelastizität durch das Niacinamidpräparat im Vergleich zum Placebo beobachtet werden.

Nahrungsquellen für Niacinamid

Da Niacinamid in der Natur vorkommt, ist es in vielen verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Eine der besten Nahrungsquellen für Niacinamid ist die Aminosäure Tryptophan. 

Tryptophan ist in Lebensmitteln wie Hühnchen, Thunfisch, Pute, Erdnüssen, Haferflocken, Bananen und Schokolade enthalten. Nach dem Verzehr wird Tryptophan in der Leber auf natürliche Weise in Niacinamid umgewandelt. Für diesen Prozess wird Vitamin B6, Eisen und Vitamin B2 (Riboflavin) für eine optimale Umwandlung benötigt.

Zwar kann Niacinamid in der Leber aus Tryptophan gebildet werden, doch viele Lebensmittel enthalten dieses Vitamin bereits. Niacin und Niacinamid sind in verschiedenen Arten von Lebensmitteln enthalten, etwa in Fleisch, in Nüssen und Samen, in Milchprodukten, in Getreide, in Obst und Gemüse. Nachfolgend eine Liste an Lebensmitteln, die reich an Niacin sind. Der Gehalt an Niacin wird pro Portion angegeben.

Fleisch

  • Rindsleber 14,9 mg
  • Schwein 6,3 mg
  • Thunfisch 8,6 mg
  • Lachs 8,6 mg
  • Putenbrust 10 mg
  • Hähnchenbrust 10,3 mg

Nüsse und Samen

  • Sonnenblumenkerne 2 mg
  • Kürbiskerne 1,3 mg
  • Cashews 0,4 mg

Milchprodukte

  • Milch (1 % Fett) 0,2 mg
  • Fettarmer Naturjogurt 0,3 mg

Getreide

  • Vollkornweizenbrot 1,4 mg
  • Bulgur 0,9 mg
  • Naturreis 5,2 mg

Obst und Gemüse

  • Bananen 0,8 mg
  • 1/2 Tasse Rosinen 0,6 mg
  • Brokkoli 0,4 mg
  • Tomaten 0,5 mg

Da Niacin in verschiedenen Lebensmitteln enthalten ist, trägt eine abwechslungsreiche Ernährung zu einer optimalen Versorgung mit Vitamin B3 bei.

Niacinamid- und Niacinpräparate im Vergleich

Hinsichtlich der oralen Supplementierung wird Niacinamid oft gegenüber Niacin bevorzugt. Dies liegt daran, da höhere Dosierungen Niacin Rötungen, Juckreiz und ein Hitzegefühl auf der Haut verursachen können. Diese unangenehme Wirkung wird als Hitzewallung bezeichnet und kann bis zu einer Stunde anhalten.

Da Niacinamid keine Hitzewallungen verursacht, kann es auf dieselbe Weise wie Niacin eingenommen werden, ohne möglicherweise unangenehme Nebenwirkungen mit sich zu bringen. Niacinamid eignet sich zur Behandlung eines Vitamin-B3-Mangels, bietet aber auch weitere gesundheitliche Vorteile – von der Unterstützung bei Diabetes über die Senkung des Cholesterinspiegels bis hin zur Verbesserung der Hautgesundheit.

Fazit

Niacinamid ist eine natürlich vorkommende und vielseitig anwendbare Form von Vitamin B3. Dieses außergewöhnlich vielseitige Vitamin ist für seine Fähigkeit bekannt, Gesundheit und Wohlbefinden in verschiedenen Bereichen des Körpers zu fördern, vom Stoffwechsel bis zur Hautgesundheit.

Egal, ob Sie strahlende Haut oder einen gesunden Cholesterinspiegel erreichen möchten: Die Einbeziehung von Niacinamid in eine umfassende Gesundheitsroutine kann für viele Jahre zu optimaler Gesundheit beitragen.

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