Meeresalgen werden traditionell von Küstenbevölkerungen auf der ganzen Welt geerntet und konsumiert. Japan hat unter allen Nationen den höchsten Konsum von Meeresalgen – mit einem Tageskonsum von mehr als 5 Gramm am Tag. Die Beliebtheit von Meeresalgen auf dem Markt stieg in den letzten Jahren exponentiell an und knusprige, getrocknete Algen wurden zu einem vielerorts verzehrten Snack. Sie wurden sogar zu einem beliebten Inhaltsstoff in Körperpflegeprodukten.

Meeresalgen erzeugen ihre Energie durch den Prozess der Photosynthese, bei dem Sonnenlicht zur Erzeugung von Glukose verwendet wird. Den Beitrag von Meeresalgen und Phytoplankton zur Atmosphäre kann man nicht untertreiben. Es wird geschätzt, dass 90 Prozent des Sauerstoffes in der Atmosphäre aus dem Meer kommt.1 Außerdem haben Algen auch Vorteile für den menschlichen Körper.

‌‌3 Arten von Meeresalgen

Allgemein können Meeresalgen – oder Makroalgen– in eine der folgenden drei Gruppen eingeteilt werden:

  1. Rotalgen (Rhodophyta) – Wachsen normalerweise in einer Tiefe von 30 Metern. Wenn das Wasser klarer ist, können sie auch tiefer wachsen. Beispiele hierfür sind Nori und die Palmblattrotalge.
  2. Grünalgen (Chlorophyta) – Wachsen normalerweise in flachen Gewässern. Beispiele sind unter anderem Chlorella und Spirulina, eine „Blaualge“ 
  3. Braunalgen (Phaeophyta ) – Wachsen in Tiefen zwischen 5 und 30 Metern. Beispiele sind Seetang, Wakame und Kombu.

‌‌Sie sind eine gute Quelle für Vitamine und Mineralstoffe. 

Meeresalgen sind eine gute Quelle für die Vitamine B1, B2 B12 und C. Die meisten sind außerdem ausgezeichnete Quellen für BetacarotinVitamin A und Vitamin E, während Sie im Vergleich zu Pflanzen der gleichen Größe an Land bis zu zehnmal mehr Mineralstoffe enthalten. Die Mineralstoffe, die man in Meeresalgen hauptsächlich findet, sind JodCalciumMagnesiumEisenKalium und Natrium. 

 Meeresalgen sind ein kalorienarmes Nahrungsmittel voller Nährstoffe und sie enthalten außerdem Lektine, Peptide, Aminosäuren, Polyphenole (Antioxidantien) sowie Polysaccharide. Der Zuckeralkohol Sorbitol wird in Rotalgen gefunden, während Braunalgen Mannit enthalten. 

Studien berichteten, dass die Proteine in Meeresalgen Antioxidantien enthalten und Eigenschaften haben, die mit der Senkung des Blutdrucks, der Vorbeugung von Diabates und der Gesundheit des Darms in Verbindung stehen.2Im Folgenden diskutieren wir einige dieser Beweise. 

‌‌Sie zeigen, dass sie den Blutdruck beeinflussen 

Bluthochdruck, auch als Hypertonie bekannt, ist ein häufig auftretender Zustand, der dem Herz abverlangt, aufgrund des erhöhten Druckes und der Steifheit der Arterien stärker zu pumpen. Dieser Zustand betrifft Hunderte von Millionen von Menschen – jeden vierten Erwachsenen – auf der ganzen Welt, verursacht aber oft keine Symptome, was bei vielen dazu führt, dass Bluthochdruck nicht diagnostiziert wird. Aus diesem Grund wird Hypertonie auch als „stiller Mörder“ bezeichnet. Von diesem Zustand ist bekannt, dass er das Risiko auf einen Herzanfall, Herzversagen und Nierenerkrankungen erhöht – besonders dann, wenn er unbehandelt bleibt. 

Medikamente spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung des Blutdrucks. Einige Menschen bevorzugen es jedoch, andere Möglichkeiten und alternative Herangehensweisen in Betracht zu ziehen. 

Eine Studie aus dem Jahre 20023 untersuchte die Wirkung von Chlorella (einer Grünalge) auf den Blutdruck. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Chlorella bei eigenen Testpersonen mit leichter bis mittelschwerer Hypertonie, den Blutdruck im Vergleich zu Placebos stabil hielt.

Eine Studie aus dem Jahre 20194 untersuchte ebenfalls die Wirkung von Meeresalgen auf das Stoffwechselsyndrom, insbesondere auf den Blutdruck. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass „der Verzehr von 4 bis 6 Gramm Meeresalgen – typisch für die meisten Menschen in Japan – mit einer geringeren Verbreitung des Stoffwechselsyndroms in Verbindung gebracht werden könnte.“

Zu guter Letzt zeigte eine Studie aus dem Jahre 20115, dass Kinder in Japan, welche die meisten Meeresalgen konsumierten, einen niedrigeren diastolischen Blutdruck aufwiesen. Zusätzlich dazu zeigte eine Studie aus dem Jahre 20206 bezüglich Nori in Japan, dass „der Konsum von Nori den diastolischen Blutdruck bei Jungen senkte. Meeresalgen könnten eine vorbeugende Wirkung auf erhöhten Blutdruck in der Kindheit haben.“

‌‌Sie könnten bei der Kontrolle des Blutzuckers helfen

Weltweit leiden über 422 Millionen Menschen unter Diabetes. Der Großteil – 90 bis 95 Prozent – leidet unter Diabetes Typ 2, einem Zustand, der hauptsächlich durch Lebensstil-Faktoren – einschließlich des übermäßigen Zuckerkonsums und nur wenig körperlicher Bewegung – verursacht wird. Diabetes Typ 1 lässt sich nicht verhindern und tritt auf, wenn das Immunsystem die Bauchspeicheldrüse angreift und somit seine Fähigkeit zur Insulinausscheidung unterbindet. Die Ernährung und der Lebensstil spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung, ob eine Person Diabetes Typ 2 entwickelt. Meeresalgen könnten Studien zufolge nützlich sein. 

Eine Studie aus dem Jahre 2014 7 an Wakame (einer Braunalge) kam zu dem Schluss, dass sie die Blutzuckerwerte von Personen, die eine Mahlzeit mit weißem Reis zu sich nahmen, senken konnte. 

Eine Studie aus dem Jahre 2015 zeigte, dass Chlorella ebenfalls eine Wirkung auf Personen mit Diabetes haben könnte. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der Konsum von Grünalgen hilfreich dabei sein könnte, der Entwicklung von Diabetes vorzubeugen.

Eine Tierstudie aus dem Jahre 20198, die Mäuse mit Diabetes untersuchte, zeigte ebenfalls Wirkung. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Meeresalgen aller Gruppen Diabetes und Cholesterin im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserten.

Eine Studie aus dem Jahre 20199 zeigte, dass Wakame den Blutzuckerspiegel senken konnte, während eine andere Studie10 aus dem gleichen Jahr Chlorella in Ratten mit Diabetes untersuchte und aufzeigte, dass Chlorella in Verbindung mit Bewegung eine synergetische Wirkung bei der Verbesserung der Blutzuckerwerte hatte.

‌‌‌‌Sie könnten Arthritis-Symptome lindern

Arthritis ist eine Krankheit, unter der Menschen seit Anbeginn der Zeiten leiden. Vor modernen Medikamenten ertrugen Betroffene nicht einfach nur unendliches Leid, sondern verwendeten natürliche Pflanzen und Bio-Nahrung, um bei der Linderung der damit verbundenen Schmerzen zu helfen.

„Arthritis“ stammt vom griechischem Wort „arthron“ – Gelenk – und dem lateinischen Wort „itis“ – Entzündung. Im Allgemeinen gibt es zwei Arten von Arthritis. Bei der ersten handelt es sich um Osterarthritis (ca. 95 %), welche auf altersbedingte Abnutzung der Gelenke, normalerweise der Knie und Hüften. Bei der zweiten handelt es sich um rheumatische Arthritis (ca. 5 %), welche auf eine Autoimmunstörung zurückzuführen ist und mit jedem Alter auftreten kann.

Eine Studie aus dem Jahre 200811 untersuchte die Wirkung von Rotalgen (Aquamin) auf Patienten mit Knie-Arthritis. Das Ergebnis zeigte über einen Zeitraum von 12 Wochen eine Linderung von Schmerzen und Versteifungen. Eine Studie aus dem Jahre 200912 zeigte ähnliche Ergebnisse auf. Forscher untersuchten die aus Meeresalgen gewonnene Substanz und seine Wirkung auf Knie-Arthritis und kamen zu dem Schluss, dass Aquamin bei Personen mit Osteoarthritis im Knie eine positive Wirkung auf die Bewegungsfreiheit und Laufentfernungen hatte. Sie führten weiterhin aus, dass mehr als 12 Monate der Behandlung möglicherweise die teilweise Reduzierung von nichtsteroidalen Antirheumatika ermöglichen könnte, wobei es sich um eine Art entzündungshemmendes Medikament handelt. 

‌‌Sie sind reich an Nährstoffen, die der Darmgesundheit helfen

Probiotika und Präbiotika helfen bei der Optimierung der Darmgesundheit. Meeresalgen sind eine großartige Quelle für Ballaststoffe, welche dabei helfen können, ein gutes Darm-Mikrobiom aufrechtzuerhalten. Eine 2019 veröffentliche Studie13 zeigte, dass Meeresalgen präbiotische Eigenschaften haben. Dies liegt einer Studie aus dem Jahre 2016 zufolge hauptsächlich an den Polysacchariden der Algen.14

‌‌Sie könnten bei der Vorbeugung von grauem Star helfen

Grauer Star bildet sich mit der Zeit, wenn die Linse des Auges unklar wird. Wenn er nicht behandelt wird, kann er zur Erblindung führen. Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Hauptursache dafür in der Oxidation der Linse liegt. Die Einstrahlung von zu viel ultraviolettem Licht, Tabakkgenuss, Diabetes, Bluthochdruck und bestimmte Medikamente, wie orale Corticosteroide sind Risikofaktoren für die Bildung von grauem Star.

Eine Studie aus dem Jahre 200315 an Chlorella kam zu dem Schluss, dass „…Chlorella antioxidative Aktivitäten zeigt, die zur Vorbeugung diabetischer Komplikatonen wie grauem Star hilfreich sein könnten.“ Studien aus den Jahren 201316 und 2014 zeigen, dass Phycozyanin, der aktive Bestandteil von Spirulina, dabei helfen könnte, der Bildung von grauem Star vorzubeugen.

‌‌Sie könnten bei der Stärkung der Immunfunktion helfen

Ein korrekt funktionierendes Immunsystem ist wichtig für die Vorbeugung ansteckender Krankheiten. Meeresalgen könnten eine Rolle spielen. IgA ist ein Antikörper, der dabei hilft, die Schleimhäute – wie den Mund und den Verdauungstrakt – vor Infektionen zu schützen. 

Eine Studie aus dem Jahre 201117 kam zu dem Schluss, dass die 4-wöchige Einnahme eines Ergänzungsmittels auf Chlorella-Basis die Immunfunktion bei Menschen verbessert. Eine Studie aus dem Jahre 201818 zeigte die das Immunsystem fördernde Wirkung von Chlorella ebenfalls auf, welche dem Verdauungstrakt dabei helfen könnte, besser auf die Bekämpfung von Mikroben vorbereitet zu sein. 

‌‌Sie könnten dabei helfen, die Symptome von Fibromyalgie zu lindern.

Fibromyalgie, manchmal auch als Fibromyalgie-Syndrom oder FMS bezeichnet, ist ein chronisches Schmerzsyndrom, das sich durch Muskelschmerzen, allgemeine Schmerzen und Erschöpfung auszeichnet. Die Muskelschmerzen, auch als Myalgien bekannt, sind normalerweise über den ganzen Körper zerstreut. Dieser Zustand betrifft in den Vereinigten Staaten ca. 10 Millionen Menschen und weltweit mehr als 100 Millionen Menschen. 90 % der Betroffenen sind Frauen. Studien zeigen, dass 68 % der von Fibromyalgie Betroffenen Nahrungsergänzungsmittel ausprobiert haben, um die Symptome zu lindern..19

Eine Studie aus dem Jahre 200020 zeigte, dass Chlorella hilfreich für Personen mit Fibromyalgie-Symptomen sein könnte. Die Wissenschaftler sagten allerdings, dass mehr Studien benötigt werden. Eine Studie aus dem Jahre 2001 ließ in Hinsicht auf Chlorella ähnliche Funde vermuten. 

Quellen:

  1. https://www.americanscientist.org/article/the-science-of-seaweed
  2. Admassu H, Gasmalla MAA, Yang R, Zhao W. Bioactive Peptides Derived from Seaweed Protein and Their Health Benefits: Antihypertensive, Antioxidant, and Antidiabetic Properties. J Food Sci. 2018;83(1):6‐16. doi:10.1111/1750-3841.14011
  3. Merchant RE, Andre CA, Sica DA. Nutritional supplementation with Chlorella pyrenoidosa for mild to moderate hypertension. J Med Food. 2002;5(3):141‐152. doi:10.1089/10966200260398170
  4. Teas J, Baldeón ME, Chiriboga DE, Davis JR, Sarriés AJ, Braverman LE. Could dietary seaweed reverse the metabolic syndrome?. Asia Pac J Clin Nutr. 2009;18(2):145‐154.
  5. Wada K, Nakamura K, Tamai Y, et al. Seaweed intake and blood pressure levels in healthy pre-school Japanese children. Nutr J. 2011;10:83. Published 2011 Aug 10. doi:10.1186/1475-2891-10-83
  6. Wada K, Tsuji M, Nakamura K, et al. Effect of dietary nori (dried laver) on blood pressure in young Japanese children: an intervention study [published online ahead of print, 2020 Mar 21]. J Epidemiol. 2020;10.2188/jea.JE20190176. doi:10.2188/jea.JE20190176
  7.  Tanemura Y, Yamanaka-Okumura H, Sakuma M, Nii Y, Taketani Y, Takeda E. Effects of the intake of Undaria pinnatifida (Wakame) and its sporophylls (Mekabu) on postprandial glucose and insulin metabolism. J Med Invest. 2014;61(3-4):291‐297. doi:10.2152/jmi.61.291
  8.  Sørensen LE, Jeppesen PB, Christiansen CB, Hermansen K, Gregersen S. Nordic Seaweed and Diabetes Prevention: Exploratory Studies in KK-Ay Mice. Nutrients. 2019;11(6):1435. Published 2019 Jun 25. doi:10.3390/nu11061435
  9.  Yoshinaga K, Mitamura R. Effects of Undaria pinnatifida (Wakame) on Postprandial Glycemia and Insulin Levels in Humans: a Randomized Crossover Trial. Plant Foods Hum Nutr. 2019;74(4):461‐467. doi:10.1007/s11130-019-00763-5
  10.  Horii N, Hasegawa N, Fujie S, et al. Effect of combination of chlorella intake and aerobic exercise training on glycemic control in type 2 diabetic rats. Nutrition. 2019;63-64:45‐50. doi:10.1016/j.nut.2019.01.008
  11. JL, Walsh M, Kuskowski MA, Zenk JL. A natural mineral supplement provides relief from knee osteoarthritis symptoms: a randomized controlled pilot trial. Nutr J. 2008;7:9. Published 2008 Feb 17. doi:10.1186/1475-2891-7-9
  12. Frestedt JL, Kuskowski MA, Zenk JL. A natural seaweed derived mineral supplement (Aquamin F) for knee osteoarthritis: a randomised, placebo controlled pilot study. Nutr J. 2009;8:7. Published 2009 Feb 2. doi:10.1186/1475-2891-8-7
  13. Chen HY, Huang TC, Lin LC, et al. Fucoidan Inhibits the Proliferation of Leiomyoma Cells and Decreases Extracellular Matrix-Associated Protein Expression. Cell Physiol Biochem. 2018;49(5):1970‐1986. doi:10.1159/000493660
  14.  Cherry P, Yadav S, Strain CR, et al. Prebiotics from Seaweeds: An Ocean of Opportunity?. Mar Drugs. 2019;17(6):327. Published 2019 Jun 1. doi:10.3390/md17060327
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  21.  The results of this pilot study suggest that dietary Chlorella supplementation may help relieve the symptoms of fibromyalgia in some patients and that a larger, more comprehensive double-blind, placebo-controlled clinical trial in these patients is warranted.
  22.  Merchant RE, Andre CA. A review of recent clinical trials of the nutritional supplement Chlorella pyrenoidosa in the treatment of fibromyalgia, hypertension, and ulcerative colitis. Altern Ther Health Med. 2001;7(3):79‐91.