Vitamin D erhält im Forschungsbereich derzeit viel Aufmerksamkeit, da die Menschen weltweit oftmals unterversorgt sind und ein niedriger Vitamin-D-Spiegel weitreichende Auswirkungen haben kann. Menschen aller Altersstufen und mit vielen verschiedenen Erkrankungen können dem Risiko einer Unterversorgung ausgesetzt sein. Lassen Sie uns mehr darüber herausfinden, auf welche Art Vitamin D zu unserer Gesundheit beiträgt.

Bildet unser Körper Vitamin D, wenn wir in der Sonne sind? 

Wenn unsere Haut Sonnenlicht ausgesetzt wird, produziert unser Körper Vitamin D, wobei es sich dabei eher um ein Hormon als um ein Vitamin handelt. 

Deshalb haben Menschen, die sich viel in Innenräumen aufhalten oder in höheren Breitengraden leben, eher einen Vitamin-D-Mangel. Zudem ist es für die Haut schwieriger, Vitamin D zu bilden, wenn man Sonnencreme verwendet. 

Das Vorkommen von Hautkrebs hat zur Empfehlung geführt, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden, allerdings hatte diese möglicherweise versehentlich zur Folge, dass die Menschen nun häufiger unter Vitamin-D-Mangel leiden. Daher besteht die Lösung darin, ein gesundes Gleichgewicht zu finden.

Ein kurzzeitiger direkter Kontakt der Haut mit Sonnenlicht ist wichtig. Vom National Institutes of Health wird eine zwischen fünf und 30 Minuten lange direkte Bestrahlung der Haut an Gesicht, Armen, Beinen oder Rücken mit Sonnenlicht zwischen 10:00 und 15:00 Uhr empfohlen.

Geografischer Standort und Vitamin-D-Mangel

Der Winkel der Sonnenstrahlen beeinflusst die Fähigkeit unserer Haut, Vitamin D zu produzieren. Vor Jahrzehnten wurde festgestellt, dass bei Menschen, die in Breitengraden leben, die weiter vom Äquator entfernt liegen, ein erhöhtes Risiko besteht, an verschiedenen chronischen Krankheiten zu sterben. Sowohl Männer als auch Frauen, die im Laufe ihres Lebens öfter dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, hatten ein geringeres Risiko, an chronischen und schweren Krankheiten zu sterben.

Welche Lebensmittel haben einen hohen Vitamin-D-Gehalt? 

Außer über den Kontakt der Haut mit Sonnenlicht kann man Vitamin D auch aus bestimmten Lebensmitteln beziehen. Fettreiche Fische wie Lachs und Makrele enthalten am meisten davon, jedoch ist es auch in Eigelb, Rindfleisch, Käse und bestimmten Pilzen enthalten. 

Vielen Lebensmitteln wie Milch, Orangensaft und Zerealien wird Vitamin D zugesetzt, da Rachitis, eine Knochenkrankheit bei Kindern, früher sehr häufig vorkam und man herausfand, dass sie durch einen Mangel an Vitamin D verursacht wird. Die Zuführung von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel trägt unter Umständen zu einem optimalen Vitamin-D-Spiegel bei, jedoch kann man unmöglich wissen, welche Dosis erforderlich ist, ohne sich einer Blutuntersuchung zu unterziehen, um den Vitamin-D-Spiegel zu ermitteln. Bitten Sie Ihren Arzt, einen Test durchzuführen, um herauszufinden, ob bei Ihnen eine Supplementierung sinnvoll wäre.

Was bewirkt Vitamin D? 

Ein optimaler Vitamin-D-Spiegel kann vielen Körpersystemen zugutekommen, beispielsweise dem Bewegungsapparat, dem Immunsystem, dem kognitiven Denkapparat, der Psyche, dem Verdauungssystem, den Haaren, der Haut und vielen mehr. 

‌‌‌‌Stärkt Vitamin D die Zähne?

Eine im Jahr 2012 durchgeführte Überprüfung und Metaanalyse von 24 klinischen Studien, in denen insgesamt 2.827 Teilnehmer untersucht wurden, ergab, dass eine Supplementierung mit Vitamin D die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Karies bei Kindern und Erwachsenen signifikant verringerte. In einer weiteren Studie aus dem Jahr 2012 wurde festgestellt, dass Kinder, die bereits Karies hatten, sehr wahrscheinlich einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen. Von den 102 Kindern mit Karies hatten 66 % einen sehr niedrigen und 27 % einen grenzwertigen Vitamin-D-Spiegel, dagegen wiesen nur 7 % einen ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel auf. 

Vitamin D kann bereits vorhandene Karies nicht rückgängig machen. Suchen Sie am besten Ihren Zahnarzt auf, wenn Sie derzeit Probleme mit Ihren Zähnen haben.

‌‌‌‌Trägt Vitamin D zur Stärkung des Immunsystems bei?

Eine randomisierte Studie aus dem Jahr 2010 untersuchte die Auswirkungen einer Supplementierung mit Vitamin D auf das Auftreten von Influenza bei Schulkindern und fand heraus, dass Kinder, die täglich 1.200 IE Vitamin D einnahmen, während der Grippesaison weniger häufig an Influenza A erkrankten. Weiterhin konnte im Rahmen dieser Studie eine weitere Auswirkung festgestellt werden, und zwar dass die Inzidenz von Asthmaanfällen in der Behandlungsgruppe ebenfalls abnahm, nicht jedoch in der Placebogruppe. 

In einer Studie aus dem Jahr 2017 wurde ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen sowie einer Anfälligkeit für Infektionen festgestellt. Dagegen förderte ein optimaler Vitamin-D-Spiegel die Immunfunktion. Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von 10.933 Studienteilnehmern in 25 randomisierten kontrollierten Studien aus dem Jahr 2017 ergab, dass eine Vitamin-D-Supplementierung hilfreich ist, um akuten Infektionen der Atemwege vorzubeugen, insbesondere bei Patienten, die zuvor einen sehr hohen Mangel aufwiesen.

Studien zur Haargesundheit haben ergeben, dass Patienten mit Autoimmunerkrankungen, die das Haarwachstum beeinflussen, wie z. B. Alopezie, häufig einen Mangel an Vitamin D aufweisen und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zum Haarwachstum beitragen kann. Frauen, die unter frauenspezifischem Haarausfall und der Kopfhauterkrankung Telogeneffluvium litten, wurden hinsichtlich Vitamin D untersucht, jedoch waren die Ergebnisse nicht eindeutig. 

Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um zu ermitteln, ob Vitamin D bei diesen Erkrankungen eine Rolle spielt.

‌‌‌‌Kann Vitamin D die psychische Gesundheit fördern?

Eine Studie an Rattenzellen zeigte, dass Vitamin D einen optimalen Serotoninspiegel (Serotonin = ein Neurotransmitter, der ein Gefühl des Wohlbefindens bewirkt) im Gehirn aufrechterhielt. Bestimmte genetische Marker weisen darauf hin, dass Vitamin D für die Herstellung von Serotonin verantwortlich ist und ähnlich wie Antidepressiva wirken könnte. 

Eine Überprüfung der zwischen 1995 und 2017 durchgeführten Studien ergab, dass die Zuführung von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel in Kombination mit herkömmlichen Antidepressiva die Wirksamkeit der Medikamente verbessern kann, jedoch konnte kein eindeutiger Nutzen für andere spezifische psychische Erkrankungen festgestellt werden. 

In einer anderen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2017 wurden Belege gefunden, die für Vitamin D als ergänzende Behandlung für Kinder und Jugendliche mit psychischen Gesundheitsproblemen sprechen, allerdings waren die Ergebnisse in Bezug auf psychische Gesundheitsprobleme bei Erwachsenen widersprüchlich. Es wird teilweise davon ausgegangen, dass es einen Zusammenhang zwischen der saisonal abhängigen Depression (SAD) und einem Vitamin-D-Mangel gibt. 

Dazu wurden zwar Studien durchgeführt, jedoch sind die Ergebnisse wie bei vielen anderen psychischen Erkrankungen unterschiedlich und nicht eindeutig. Eine Supplementierung mit Vitamin D könnte zur Aufrechterhaltung einer positiven, gesunden Einstellung sowie einem Gefühl des geistigen Wohlbefindens beitragen. Es sind jedoch noch weitere Untersuchungen erforderlich, um tatsächlich bestätigen zu können, dass dies ein wirksames Mittel zur Behandlung psychischer Erkrankungen ist.

‌‌Ist Vitamin D wichtig für einen starken Knochenbau?

Calcium ist weithin als wichtiger Baustein für Knochen und Muskeln bekannt, wobei Vitamin D der Nährstoff ist, der dazu beitragen kann, dass Calcium im Dünndarm richtig aufgenommen wird. Wenn wir einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufweisen, können wir möglicherweise nicht genügend Calcium verwerten, selbst wenn wir ausreichend davon zu uns nehmen. Dies kann zu verschiedenen Knochenerkrankungen und Muskelschwäche führen. Studien haben gezeigt, dass die Zuführung von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel zur Erhaltung starker Knochen beitragen kann.

‌‌‌‌Kann zu wenig Vitamin D zu Verdauungsbeschwerden führen?

In einer Studie aus dem Jahr 2019 fand man heraus, dass ein Vitamin-D-Mangel ein Risikofaktor für Zöliakie ist. Von 200 weiblichen Jugendlichen, die unterversorgt waren, wurden neun positiv auf Zöliakie getestet. Die Darmschäden, die bei Menschen mit Zöliakie durch den Verzehr von Gluten entstehen, erschweren die Aufnahme von Nährstoffen. Die richtige Verdauung von Fett ist auch im Fall von Zöliakie häufig beeinträchtigt, was das Problem noch weiter verschlimmert, da Vitamin D ein fettlösliches Vitamin ist. 

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 ergab, dass Patienten mit Zöliakie, die auch einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen, häufiger an Psoriasis und Anämie litten. Untersuchungen haben ergeben, dass Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen wie etwa Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko hatten, mit Vitamin D unterversorgt zu sein, insbesondere Patienten, die in höheren Breitengraden leben bzw. während der Wintermonate. 

Diese Studie hat ergeben, dass Vitamin D wichtig für die Aufrechterhaltung eines gesunden Darms ist, Auswirkungen auf das Mikrobiom haben kann und die Gesundheit des Immunsystems im Darm fördert. Allerdings ist noch unklar, ob ein Mangel eine Folge oder eine Ursache einer entzündlichen Darmerkrankung ist.

‌‌‌‌Wie wirkt sich Fettleibigkeit auf den Vitamin-D-Spiegel aus?

In der Forschung ist bestens bekannt, dass eine Korrelation zwischen Fettleibigkeit und einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel besteht. Dies könnte daran liegen, dass dieses Vitamin fettlöslich ist und die Vitamine im Fettgewebe gespeichert werden, sodass sie bei Blutuntersuchungen nicht entdeckt werden können. Mögliche Mechanismen deuten darauf hin, dass eine Supplementierung mit Vitamin D zur Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts beitragen kann. In den Studien, in denen versucht wurde, diesen Zusammenhang zu untersuchen, konnten bisher jedoch nicht genügend Belege gefunden werden, um dies als Empfehlung auszusprechen.

Kann man Vitamin D überdosieren?

Vitamin D kann giftig sein, wenn man zu viel davon zu sich nimmt. Es kann Herzrhythmusstörungen, Arterienverkalkung und damit verbundene Organschäden sowie Nierensteine verursachen. Allerdings ist es nicht möglich, eine Überdosierung herbeizuführen, indem man die Haut dem Sonnenlicht aussetzt. Die einzige Möglichkeit, eine Überdosierung herbeizuführen besteht darin, Nahrungsergänzungsmittel zu lange in einer zu hohen Dosis einzunehmen.

Die Meinungen der Ärzte hinsichtlich der Zuführung von Vitamin D in Form von Nahrungsergänzungsmitteln gehen weit auseinander. Einige empfehlen eine größere Dosis einmal pro Woche, während andere dafür sind, täglich eine kleinere Dosis einzunehmen. Die beste Möglichkeit zur Einnahme einer angemessenen Dosis besteht darin, Ihren Arzt aufzusuchen und eine Blutuntersuchung anzufordern, sodass er Ihnen die richtige Dosierung empfehlen kann. Ihr Arzt kann Ihnen nicht nur die richtige Dosis verschreiben, sondern auch Ratschläge zur Vermeidung von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben. Einige Arzneimittel wie etwa Steroide, Medikamente zur Gewichtsreduktion und Mittel gegen Epilepsie können die Aufnahme von Vitamin D beeinträchtigen.

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